Panama City und
Contadora (24.05.-02.06.2009)
Tumaco
(02.06.-11.06.2009)
Galapagos
(11.06.-02.07.2009)
2900
Meilen Pazifik (02.07.-29.07.2009)
NukuHiva
(29.07.-09.08.2009)
Toau
(09.08.-25.08.2009)
Huahine
(25.08.-12.09.2009)
Suwarrow
(12.09.-29.09.2009)
Fiji
(29.09.-06.11.2009)
Panama City und Contadora
Nach einer Nacht an der Mooring des Balboa Yacht Clubs wollten wir
schnell
Diesel bunkern und dann ins kostenlose Ankerfeld umziehen.

Zum
einen hofften wir, dadurch dem Zugriff der "Offiziellen" zu entgehen,
zum
anderen waren uns die Kosten für die Mooring zu heftig. Wir verbrachten
wiedermal einen halben Vormittag mit Warterei auf die Angestellte im
Clubbüro
etc., nur um herauszufinden, dass sie uns keinen Diesel verkaufen
können.
Angeblich ginge es nur für Kunden des Clubs, vermutlich war einfach nur
der Tank
alle. So zogen wir unverrichteter Dinge ab und tuckerten die bis zu
einigen
kleinen Inseln herausgezogene Hafenmole entlang auf die Nordseite und
suchten
uns ein Fleckchen im Ankerfeld. Bei 5m Tidenhub

gaben wir alles an Kette,
was wir hatten. Es war schwierig einzuschätzen, wer wo
seinen Anker hatte, denn in der Regel herrschten schwache Nordwinde.
Die
ziemlich regelmäßigen nachmittäglichen Regenschauer brachten jedoch zum
Teil
Wind in Sturmstärke aus Süd. Wieder hieß es Dinghi aufbauen und ruck
zuck war
der Tag vorbei, ohne dass wir auch nur irgendetwas von unserer Liste
erledigt
hatten. Immerhin hatten wir mit Ricardo telefoniert, der uns am
nächsten Tag
eine neue Handfunke vorbeibringen wollte und eine nette Story von
unseren
spanischen

Ankernachbarn erfahren, die
auch von "Beamten" aufgesucht wurden. Sie waren
bereits eine Woche vor Anker, als sie auf einen Samstag gebeten wurden,
ihre
Papiere vorzuweisen und endlich in Balboa einzuklarieren. Dafür sollte
eine
Gebühr von 25 $ anfallen. Als sie nach einer Quittung verlangten, war
die Gebühr
plötzlich nicht mehr nötig, aber sie sollten während der Woche in der
Stadt ins
offizielle Büro kommen. Offensichtlich versuchen gewisse Herren, am
Wochenende
zu einem kleinen Zusatzgeschäft mit ahnungslosen Seglern zu kommen. Wir
blieben
insgesamt auch eine Woche, zum Glück ohne dass uns noch jemand belangt
hat.
Am nächsten Tag fuhren wir mit öffentlichen Bussen in die Stadt. Punkt
Numero 1
war das Hauptpostamt, wo wir einige Päckchen vorzufinden hofften. Im
Balboa
Yacht Club hatte nur ein Abholschein vorgelegen und wir waren schon
etwas in
Sorge.

Um so größer war die Freude,
als uns tatsächlich alle 3 erwarteten Sendungen
ausgehändigt wurden, unter anderem ein nachträgliches
Geburtstagsgeschenk für
Marlene. Mittags hatten wir uns mit Ricardo in einem Ausrüsterladen
verabredet,
denn Lars wollte das neue Handfunk-Gerät doch lieber vorher sehen. Für
Ricardo
war es Ehrensache, seinen Fehler wieder gut zu machen und er bezahlte
dafür aus
seiner eigenen Tasche. Wir waren froh, dass es so reibungslos und ohne
Streiterei geregelt wurde. Nebenbei haben wir dadurch jetzt eine
Handfunke, die
schwimmfähig ist, falls sie mal wieder ins Wasser fällt. Wir kauften
für uns
noch diverse Kleinigkeiten und waren froh, als wir dem Moloch von Stadt
entflohen und wieder draußen auf der Mole angekommen waren. Selbige war
lange
Zeit militärisches Sperrgebiet, so lange die Amerikaner den Kanal unter
sich
hatten. Jetzt entsteht dort eine Schicki-Micki-Ausgeh-Gegend. Überall
wird
gebaut und die Flaniermeile ist schon fertig.
Den nächsten Tag fuhr Lars allein in die Stadt. Unsere
selbstgebastelte
Außenborderhalterung rostet so langsam weg und schreit nach Ersatz.
Außerdem
wollten wir noch ein paar Seekarten und
Guide-Bücher besorgen. Die
Tour war nur mäßig erfolgreich, die
Außenborderhalterung brachte Lars 2 Tage später mit eigenen Kräften
wieder
provisorisch auf Vordermann. Ich hatte derweil mit Till Schule gemacht,
die bei
all den Erledigungen der letzten Zeit etwas zu kurz gekommen war.
Und schon war wieder Donnerstag, wo wir unseren Großeinkauf für ein
halbes Jahr
tätigen wollten. Wir kauften sämtliche Spiritusvorräte des Supermarktes
als
Brennstoff für unseren Kocher auf, denn wer weiß, wo wir das nächste
Mal welchen
kriegen. Außerdem natürlich jede Menge Lebensmittel, Milch, Saft etc.
Angesichts
der Kaufsumme wurden wir gratis "nach Hause" gefahren. Es paßte gar
nicht alles
ins Dinghi und so ruderte Lars zunächst nur einen Teil der Einkäufe und
die
Kinder zurück zum Schiff. Ich bewachte derweil den Rest und buckelte
ihn nach
und nach die bei Ebbe supersteile Rampe zum Steg hinunter.
Inzwischen hatte es sich verdächtig zugezogen
und promt kam ein Wind und Regen
auf vom Feinsten. In null komma nichts hatten sich steile Wellen
aufgebaut und
zum Glück kam uns ein motorisiertes Dinghi zu Hilfe und zog uns die
letzten
200m, denn Lars kam mit Rudern kaum mehr gegenan. Die
Papp-Umverpackungen waren
hoffnungslos durchgeweicht und alle Kartons flogen durcheinander. Nach
kurzer
Zeit war der Spuk jedoch vorbei und wir drapierten alles zum Trocknen
ins
Cockpit. Das Schlimmste stand uns aber noch bevor. Während wir uns den
neuen
Olsenbanden-Film anschauten und die Sonne ihr Werk tun ließen, hatte
sich ganz
untypisch zum Abend ein weiteres Unwetter zusammengebraut. Wieder flog
im Schiff
und im Cockpit alles bunt durcheinander, der Regen prasselte,
Salzwasser
schwappte aus der Spüle auf den Fußboden, die Kinder hatten Hunger und
waren
müde und unser Nachbar kam uns immer näher.
Schiffslänge um Schiffslänge
slipte sein Anker. Die Yachten tanzten bei den
zunehmenden Wellen wie verrückt. Wir gaben mehr Leine, aber was nützte
das, wenn
der Nachbar nicht zum Stehen kommt. Es blieb uns nichts weiter übrig,
als bei
inzwischen stockdunkler Nacht ein neues Ankerplätzchen zu suchen, da
der Nachbar
nicht dazu bereit war. Wir verkrochen uns weiter in die Bucht hinein
unter Land,
wo ein bißchen mehr Schutz vor den Wellen herrschte und hatten es am
Ende
dadurch sogar ruhiger als vorher. Über Funk hatten wir mitgekriegt,
dass bei 4
Yachten der Anker nicht gehalten hat. Was für ein Horror! Danach wagten
wir es
nicht mehr, die Spica während der Nachmittags-Squalls allein zu lassen.
Es war
einer dieser Abende, wo ich mich fragte, wofür wir diese ganze Reise
überhaupt
machen. Zu Hause im Bett schläft es sich doch bedeutend ruhiger.
Auch der nächste Tag verging wieder mit Erledigungen,
wobei Lars
sicherheitshalber auf dem Schiff blieb. Vergeblich versuchte ich zu
einem
Ersatzakku für unsere neue Kamera zu kommen. Obwohl die Mall diverse
Elektronik-, Foto- und sonstige Läden aufwies und es mühelos mit
ihresgleichen
in den Vereinigten Staaten aufnehmen könnte (viele Amis fliegen wohl
extra zum
Shopping nach Panama), war da nichts zu löten. Genauso vergeblich
suchte ich die
angeblich vorhandene Fedex-Filiale. Die Mall war sicher mindestens
einen
Kilometer lang. Am Ende kehrte ich ziemlich beladen mit den Kindern zum
Schiff
zurück. Nachmittags besorgte ich mit Don und Priscilla zusammen Diesel
und
Benzin für den Außenborder. Wir mußten 2x per Taxi zur nächsten
Tankstelle
fahren und so ganz wohl war uns mit so viel Brennstoff im Kofferraum
bei den
rüden Verkehrsverhältnissen nicht. Nach etlichen Telefonaten hatte ich
Fedex
endlich dazu überreden können, in ein bestimmtes Restaurant zu kommen,
denn wir
hatten ja weder eine feste Adresse noch ein funktionierendes Telefon.
Lars hatte
den Kurier abgefaßt, doch dieser hatte ihn mit allerlei Papieren
zurückgelassen
und unser Päckchen mit den Videokassetten nicht mitgenommen. Als ich
das nächste
Mal die Hotline anrief, war es inzwischen nach 20 Uhr und die Kuriere
hatten
Feierabend. Da konnte mir der nette Telefonist, der im übrigen in El
Salvador
saß, leider auch nicht weiterhelfen. Wir hatten die Nase gestrichen
voll und
gaben die Sendung am nächsten Tag für ein Zehntel des Preises beim
Hauptpostamt
auf. Auf den Frust gab es leckeres Eis. Die Eisdiele muß ich hier
unbedingt noch
einmal extra erwähnen. Jede einzelne Sorte war sein Geld wert, u.a. gab
es 3
verschiedene Schokoladensorten. Es soll Segler geben, die sich
systematisch
durchgekostet haben...
Unsere Freunde Don und Priscilla waren wieder einmal
schneller als wir und
brachen in Richtung Las Perlas Inseln auf. Wir fuhren zum
Gemüsegroßmarkt und
bunkerten jede Menge ungekühltes
Obst und Gemüse zum
Schnäppchenpreis. Als wir am Spätnachmittag mit allem
Verstauen fertig waren und den wohlverdienten Feierabend genießen
wollten, fiel
Lars bei den letzten ordnenden Handgriffen am Kartentisch auf, dass das
neue
Kamera-Akku-Ladegerät gar nicht in unsere Steckdose paßt, sondern
natürlich
einen amerikanischen Stecker hatte. Es wäre doch zu dumm gewesen, wenn
wir nun
eine neue Kamera gehabt hätten, aber mangels Stromversorgung kein
einziges Bild
mehr hätten knipsen können. Also blieb uns nichts weiter übrig, als
schnell mit
dem Taxi zur Mall zu fahren, um dort im Heimwerkermarkt nach
entsprechenden
Adaptern oder Steckern zu suchen. Zum Glück wurden wir fündig und
unserer für
den nächsten Morgen geplanten Abfahrt stand nun nichts mehr im Weg.
An diesem Abend ging ich mit einem Bauch voller Freude über unsere
Reise ins
Bett. Die Kinder hatten so tapfer die Hitze auf dem Markt ertragen, so
fleißig
beim Einsortieren, Verpacken jeder einzelnen Möhre etc. mitgeholfen und
uns so
richtig das Gefühl gegeben, dass es ein Gemeinschaftsprojekt ist, was
wir als
Familie vollbringen. Gemeinsam haben wir uns die neuen Ziele ausgemalt,
uns auf
die Schildkröten und die Tierwelt von Galapagos gefreut, Pläne für die
lange
Überfahrt über den Pazifik gemacht. Wenn die Reise bislang auch nicht
so viel
Ruhe und Urlaubsfeeling beschert hat, wie wir das erhofft hatten, so
gab es doch
viele kleine Erlebnisse, die uns zusammenschmieden.
Das Ankerfeld von Panama-City war nicht unser
Lieblingsfleck geworden und wir
weinten ihm keine Träne nach, als wir den Anker lichteten. Es war den
ganzen Tag
nahezu windstill und wir motorten die ca. 35 sm bis Contadora, wo wir
wieder
einmal neben der Chautauqua an einer kostenlosen Mooring festmachten.
Je näher
wir dem Perlas Archipel kamen, desto häufiger trieben Baumstämme und
Astflöße
auf dem Wasser, auf denen sich z.T. zweibeinige geflügelte Gäste als
blinde
Passagiere angefunden hatten. Die Sandstrände sahen wirklich verlockend
aus und
natürlich wurden wir mit den neuesten Neuigkeiten versorgt, wo man z.B.
die
Dieselbestände gleich wieder aufstocken kann und wo die Kinder ein
Baumhaus zum
Spielen finden würden.

Contadora wirkte unglaublich ruhig und gepflegt. Kleine vierrädrige
Motorradtrucks waren als Fortbewegungsmittel sehr beliebt, aber
insgesamt
herrschte kaum Verkehr. Der örtliche Supermarkt, der auch die Zapfsäule
bediente
war schnell gefunden. Wir deponierten unseren Kanister und wanderten
weiter zu
einem deutschen Restaurant, wo wir die Adresse des Amateurfunkers
Günter zu
erfahren versuchten und nach einer Woche Internetabstinenz unsere
Mailbox
checken konnten. (Erfreulicherweise war bislang auch keine Buchung von
dem
vermaledeiten Bankautomaten in Colon erfolgt.) Die Insel war nicht groß
und so
wanderten wir auf die Südseite, wo uns Günter und seine Frau Susanne in
ihrer
"Casa Colonia" willkommen hießen und uns großzügig mit kalten Getränken
bewirteten. Er war sichtlich zufrieden, dass Lars tatsächlich eine
Amateurfunklizenz hatte und seine umfangreichen technischen Fragen zu
unserer
Funkanlage an Bord fast vollständig beantworten konnte. Die meisten
Segler
funken mehr recht als schlecht einfach drauflos. Günter und seine Frau
leben
schon seit Anfang der 80er Jahre auf Contadora und bilden sozusagen
schon
Urgestein. Günter ist nicht nur ein mehrfach ausgezeichneter Funker,
sondern
auch sonst ein Original. In einer 7-seitigen Broschüre hat er alles
zusammengefaßt, worauf es bei der Installation von Funkanlagen auf
Yachten
ankommt und natürlich gab es bei der abendlichen Funkrunde noch viele
gute
Ratschläge für den Skipper.
Irgendwie war uns nach einem
Ruhetag zumute. Am Ende war es wieder mehr ein
Arbeitstag, denn wir Großen hatten fieberhaft versucht, noch einige
e-mails
zustande zu bringen und abzuschicken, während die Kinder am Strand eine
große
Burg bauten. Als wir abends zur Spica zurückkehrten, war es recht
schaukelig
geworden, da der Wind von Norden blies und an Stärke zugenommen hatte.
Wir
beschlossen, alles sofort klar Schiff zu machen und in See zu stechen.
Schnell
baute Lars das Bananaboot ab und ich gab Wegepunkte im GPS ein, denn es
dämmerte
bereits. Als wir uns zwischen den Inseln den Weg um die Felsen suchten,
war es
schon ziemlich finster. Als wir die Abdeckung der Inseln verließen,
konnten wir
auf raumen Kurs gehen und das machte die Wellen recht erträglich.
Tumaco
Wie unseren Freunde Don und Priscilla, die einen Tag vor uns
aufgebrochen waren,
bescherten uns die ersten 2 Segeltage schönen Nordwind, der am 3. Tag
von Flaute
und anschließend von Südwest abgelöst wurde.

Wir konnten den Kurs auf Galapagos nicht halten
und hielten immer weiter südlich
auf die Festlandsküste zu, als in einer Gewitterböe unser 2. Vorstag
mit der
Fock vom Mast brach. Wir waren gerade beim Abendessen und ich dachte im
ersten
Moment nur, dass die Segel back stünden. Erst später begriff ich, dass
irgendwas
mit dem Stag nicht stimmte, da sich das Segel merkwürdig beulte. Das
Fall hatte
verhindert, dass das Segel ganz heruntergekommen war. Wir bargen also
alles und
waren fürs erste froh, dass Stag und Beschlag heile geblieben, und nur
die
Nieten gebrochen waren. Im abendlichen deutschen Funknetz und am
nächsten Morgen
im amerikanischen Panama-Pazific-Netz bekamen wir jede Menge
Ratschläge, wo wir
die Sache am besten reparieren lassen könnten. Zurück nach Panama kam
für uns
nicht in Frage und noch 400sm weiter schien uns zu weit. Der Zufall
wollte es,
dass die Chautauqua ebenfalls Probleme und wegen ihres defekten
Autopiloten den
Hafen Tumaco an der kolumbianischen Küste angelaufen hatte.

Zeitgleich lag dort auch ein
amerikanisches Rot-Kreuz-Schiff, das ihnen sofort
Hilfe angeboten hatte. Für uns war es der nächste und einfachste Hafen
und die
Kinder freuten sich auf ein Wiedersehen mit unseren Freunden. So stand
die
Entscheidung schon fest und 2 Tage später ankerten wir friedlich neben
der
Chautauqua und kochten Kürbissuppe, denn die Kürbisse waren uns aus dem
neu
installierten Netz gefallen und aufgeplatzt.
Am nächsten Tag enterte Lars den Mast und besah sich den Schaden.
Außerdem
füllte er wohlweislich Diesel aus den Kanistern in den Tank, denn Joe
vom
Rot-Kreuz-Schiff "Comfort" besorgte uns neuen Kraftstoff und versprach,
Nieten
und eine Nietenzange vorbeizubringen.
Nachmittags bekamen wir Besuch von den "Offiziellen".
Sie waren erst bei Don und
Priscilla längsseits gegangen und kamen anschließend zu uns. Eigentlich
hatten
wir gar nicht vorgehabt, uns zu melden oder an Land zu gehen.
Nun war es aber wohl unumgänglich. Ein Herr von
der Immigration ließ sich unsere
Pässe zeigen und beschrieb ein Formular, ein Hygiene-Inspektor ließ
einen kurzen
Blick durch das Schiff schweifen und bescheinigte uns trotz unser
gammeligen
Bananen die hygienische Unbedenklichkeit. Ein dritter vertrat die
Hafenbehörde
und meinte, wir müssten mit ihm an Land kommen. Ein weiterer Herr wurde
uns als
Agent vorgestellt. Auf meine explizite Nachfrage rückte er mit der
Information
raus, dass er 150$ verlangen würde. Er redete im Übrigen kein einziges
Wort mit
uns, obwohl er doch bemerkt haben mußte, dass ich ein bißchen Spanisch
sprach.
Ich beschloß, mit Marlene an Land zu gehen. Als Don und Priscilla mit
ins Boot
stiegen, tauchte auf einmal die Frage auf, wie wir denn gedächten,
zurück zu
kommen und ob wir kein Dinghi hätten. Erst als man uns versicherte, uns
zurück
zu bringen, stiegen die beiden mit ein. Was folgte, stieß dem Faß der
Bürokratie
den Boden aus. Zunächst einmal ließ man uns sitzen und warten. Der Port
Captain
begann gerade mit einer Besprechung und die Befragung, warum wir Tumaco
angelaufen hätten (als wäre das ein Verbrechen), konnte angeblich nur
im Beisein
eines Agenten stattfinden.
Der Agent redete immer noch
kein Wort mit uns und ich sah nicht ein, warum ich
ihm so viel Geld in den Rachen werfen sollte. Er war mir schlichtweg
unsympathisch. Die einzigen zwei Lichtblicke waren der gute Kaffee
(laut Aussage
von Priscilla, denn ich trinke immer noch keinen) und die Bekanntschaft
mit dem
Leutnant Julian Cuartas von der Coastguard. Letzterer sprach fließend
englisch,
hatte in den USA studiert und war überaus diplomatisch und hilfsbereit.
Eigentlich hatte er mit der Hafenbehörde gar nichts zu tun, außer dass
sein
Quartier direkt im Nachbargebäude war. Er leistete uns Gesellschaft und
versuchte ebenso wie wir zu verstehen, warum es nicht vorwärts ging.
Alles
schien daran zu hängen, dass wir einen Agenten bräuchten. Inzwischen
war eine
Liste mit weiteren verfügbaren Agenturen herausgerückt worden, aber die
Büros
waren leider nicht mehr besetzt. Wir hatten 2 1/2 Stunden geduldig
ausgeharrt,
aber nun war Abendbrotzeit und ich wies darauf hin, dass Marlene
demnächst auch
ins Bett müsste. Wir sollten am nächsten Morgen um 8 Uhr wiederkommen
und es
würde nur eine Viertelstunde dauern. Wer's glaubt, wird selig. Der
Leutnant
sorgte dafür, dass wir zu unseren Schiffen zurückgebracht wurden und
versprach,
die Agenturen abzutelefonieren.
Am nächsten Tag ging die
Posse weiter. Wir waren pünktlich von der Coastguard
abgeholt worden und noch vor dem Chef und der Sekretärin in der
Capitaneria. Als
erstes wurden wir zum Chef bestellt, der uns mit der Frage
konfrontierte, was
wir denn von ihm wollten. Komisch, uns wurde ja gesagt, er wolle etwas
von uns!
Es wurden die Vorgänge vom Vortag angesprochen, der Grund unseres
Aufenthaltes
in Tumaco, die teure Agentengebühr (in Cartagena hatte es nur 60$
gekostet und
wir hatten nur unsere Papiere übergeben und die Behörden nicht einmal
zu Gesicht
bekommen) etc. Der Angestellte vom Vortag, der Leutnant und eine junge
Frau, die
unsere Agentin sein sollte, waren inzwischen eingetroffen. Angeblich
gab es
keinerlei Probleme und die Papiere sollten nun fertig gemacht werden.
Eifrig
wurde kopiert und "unsere Agentin" flitzte hin und her. Anderhalb
Stunden später
wurde ich zum Unterschreiben in eine Amtsstube gerufen. Das Papier
strotzte nur
so vor Fehlern. Unter anderem wurde unserer Spica eine Geschwindigkeit
von 33
Knoten vom "Schiffsinspektor" bescheinigt (na ja, mensch rennt dann
vielleicht
auch locker mal mit 150km/h), unsere Postleitzahl wurde zur
Schiffsregistriernummer... Papier ist geduldig, dachte ich mir und
unterschrieb.
Ich hatte keine Lust, den
Leuten ihren Unfähigkeit unter die Nase zu reiben oder
ihren Stolz zu verletzen. Don und Priscilla unterschrieben auch und
unsere
Agentin sollte nur noch ein kleines Schriftstück aufsetzen, weshalb wir
um 11
Uhr wieder zur Stelle sein sollten. Eine Befragung wäre nicht mehr
nötig. Klang
ja gut. Und das "Zarpe" (Ausklarierung fürs Schiff)? Das wäre morgen,
wenn's Not
tut auch schon heute Nachmittag um 4-5 Uhr fertig.
Ich ging mir mit Priscilla ein wenig die Beine vertreten. Weit kamen
wir nicht,
da die Zeit schnell herum war. Unsere Agentin war bereits da, hatte
aber das
Schriftstück für Priscilla vergessen und Lars mußte im Übrigen
natürlich auch
unterschreiben. Plötzlich hieß es, wir sollten alle um 14 Uhr zur
Befragung
kommen. Die Coastguard brachte uns zum Schiff, wo wir kurz Mittag essen
konnten
und holte uns halb 2 wieder ab. Die sogenannte Befragung dauerte 2 1/2
Stunden.
Es fand alles auf spanisch statt, denn englisch konnte hier sowieso
keiner. Vier
Seiten Kleingedrucktes waren abzuarbeiten, wobei die Fragen eher auf
die
Berufsschiffahrt gemünzt waren. Z.B. wie lange der "Kapitän" schon seit
Patent
habe, wieviel Erfahrung mit Schiffen und speziell mit diesem Schiff
etc. Wir
hatten unsere technischen Probleme mit keiner Silbe erwähnt, denn wir
hatten von
anderen Seglern gehört, die wegen eines Maschinenschadens eine
technische
Inspektion des Schiffes für 300$ über sich ergehen lassen mußten. Wir
redeten
also nur von Wind- und Wetterverhältnissen.
Grund der Befragung war, dass unser Zarpe von
Panama natürlich nicht Tumaco als
Zielhafen angab und dann angeblich ein Notfall vorgelegen haben mußte,
dass wir
unsere Pläne entsprechend änderten. Erst im Nachhinein wurde uns
mitgeteilt,
dass wir auch einen Anwalt nehmen oder die Aussage hätten verweigern
können.
Eigentlich war es lächerlich und nur eine Formalie. Da Don und
Priscilla kein
spanisch sprachen, gingen wir meine 4 Seiten einfach durch und änderten
nur
Namen, Adressen u.s.w. Die Krönung war, dass unser Agent (die junge
Frau selber
war natürlich nur eine kleine Angestellte) 14 Tage später zu uns
aussagen
sollte, obwohl er uns und unser Schiff nie gesehen hat. Der Papierkrieg
zog sich
weiter hin, die Kinder hielten sich tapfer. Als es aber plötzlich hieß,
die
Zarpes wären doch erst am nächsten Tag fertig, denn der Port Captain
wäre
bereits nach Hause gegangen, bekam Lars einen solchen Wutanfall, wie
ich ihn bei
ihm noch nie erlebt habe. Die Kinder fingen an zu heulen, die
Angestellten waren
sichtlich beeindruckt und insgesamt führte es tatsächlich dazu, dass
sie ihren
Chef noch einmal ins Büro bestellten und unsere Zarpes fertig wurden.
Wir waren inzwischen jedoch ernstlich sauer und
ausgehungert. Es war bereits
dunkel, unsere Pässe noch nicht gestempelt und wir hatten noch nicht
einmal
Kopien von all dem Kram. Wir sagten dem Port Captain gründlich unsere
Meinung,
worauf dieser jegliche Verantwortung von sich und uns aus dem
Wartebereich wies.
Wir hatten aber noch auf die "Agentin" zu warten, die wenigstens eine
Kopie von
der Immigrationsbehörde besorgen sollte, was ihr wieder nicht gelang.
Schließlich war es wieder der Leutnant, der mit seinem Privat-Pkw die
Männer zur
Immigration fuhr, um die Paßangelegenheiten in Ordnung zu bringen. Ich
fand, es
war einfach ein Skandal, dass wir wie Verbrecher uns stundenlang mit
Papierkram
herumschlagen und unsere Existenz rechtfertigen mußten, während das
Rot-Kreuz-Schiff kostenlos 10.000 Patienten der Region versorgte und
Schulen
aufbaute. Viel lieber hätte ich denen dabei mal über die Schulter
geschaut.
Unsere Lage war auch anderen aufgefallen und Juan, ein junger
kolumbianischer
Forschungsstudent aus dem Tsunami-Zentrum auf dem Gelände,
entschuldigte sich
vielmals, wie wir behandelt wurden. Der Port Captain war offensichtlich
nicht
gerade beliebt. Juan zeigte uns ganz stolz seine Forschungsstation und
war
außerordentlich nett.



Am nächsten Tag konnte Lars endlich unser Vorstag
reparieren. Ich bin immer
wieder voll Bewunderung, wie gründlich er jeden Handschlag plant und
wie gut er
das alles hinkriegt. Die Kinder waschen und trocknen sämtliche beim
Unwetter in
Panama salzdurchtränkten Konserven mit Regenwasser.
Nachmittags kamen Julian und Juan, um sich zu
verabschieden. Die Kinder hatten
ihnen Bilder gemalt und wir bekamen Guavenschnitten geschenkt.
Joe hatte während unserer
Abwesenheit eine Care-Lieferung auf der Chautauqua
abgeladen. Sie teilten mit uns und so kamen wir in den Genuß von
mehreren Menüs
der US-Marine, von denen wir am Abend 2 unter viel Gelächter
ausprobierten. Ich
hatte mir außerdem noch einen neuen Notfall-Epinephrin-Pen und
Verbandsmaterial
gewünscht, die uns im Morgengrauen des nächsten Tages vorbeigebracht
wurden.
Alles in allem hatten wir in Tumaco viel Ärger gehabt, aber auch viel
Hilfe und
neue Freunde gefunden.
Galapagos Archipel
Wir gingen zusammen mit unseren Freunden Ankerauf. Wegen der
Piratengefahr
wollten wir so dicht an der Küste lieber in Sicht- und Funkweite
bleiben. Die
Drogenbanden nutzen die undurchdringlichen Sumpfgebiete nördlich von
Tumaco als
Unterschlupf. Überfälle auf Yachten sind in letzter Zeit aber angeblich
nicht
vorgekommen.
Anfangs konnten wir ganz gut Kurs anlegen. Später drückten uns Wind und

Strömung immer mehr Richtung Land in eine weite
Bucht hinein. Während der Nacht
vorloren wir die Chautauqua aus den Augen. Plötzlich tauchten in der
Nähe kleine
offene Fischerboote auf, die wild gestikulierten und aufs Wasser
leuchteten.
Lars erspähte ein großes Fischernetz und änderte den Kurs. Kurz danach
meldete
sich Priscilla per Funk. Auch bei ihr war ein kleines Boot aufgetaucht
und sie
hatte Angst vor einem Überfall. Ich berichtete ihr von dem Fischernetz
bei uns,
was sie etwas beruhigte. Tja, mit den Netzen haben wir es irgendwie.
Später
sahen wir es zu spät und hingen schon drin fest. Fischer kamen und
versuchten zu
helfen, konnten aber nichts ausrichten. Wir grübelten herum und kamen
auf die
Idee, das Netz, das sich um den Kiel gewickelt hatte, mit dem Spibaum
nach unten
zu drücken, denn das war der einzige Gegenstand, der lang genug dafür
war. Wir
hatten Glück.

Gerade als wir es nach mehreren Versuchen
aufgeben wollten, waren wir irgendwie
freigekommen. Die Fischer kamen zurück und leuchteten uns den ganzen
Weg voran,
bis wir das Ende des Netzes erreicht hatten und ins offene Meer
hinaussteuern
konnten. Gegen Strömung, Wind und Welle motorten wir nach Westen.
Obwohl wir
soviel Gas gaben, wie es der Dauerbetrieb der Maschine zuließ, machten
wir nur
knapp 2 kn. Manchmal stoppten uns die Wellen auf 0,4 runter. Das war
schon
frustrierend und der Lärm ging uns ziemlich auf die Nerven. Später
konnten wir
wenigstens die Segel dazu setzen und waren ein bißchen schneller und
stabiler in
den Wellen. Die nächsten Tage wurden zur Geduldsprobe. Wir segelten
hart am Wind
und unser Kurs wurde durch die

Strömung noch mal mindestens um 30° nach Norden
versetzt. Bei Flaute mußten
wir wieder motoren. Es waren mühsam erkämpfte Meilen und das
Gegenanbolzen eine
Belastung für Schiff und Mannschaft.
Obwohl wir dem Äquator immer näher kamen, wurde es deutlich kühler. Der
Pazifik
war im Gegensatz zur Karibik, insbesondere seit Cartagena, angenehm
erfrischend
gewesen. Jetzt mußten wir zur Nachtwache sogar unsere Fleecejacken
hervorholen
und uns nachts wieder richtig zudecken. "Die Linie" passierten wir am
18.6. bei
086°28,809' westlicher Länge. Es war später Vormittag, nach UTC 15:48
Uhr.
Neptun kam mit seinem Dreizack und taufte mit würdiger Krone und
wehenden blauen
Haaren die Neulinge. Später wurde er enttarnt und selber getauft.
Natürlich
bekamen wir auch neue Namen.
Am 20.6.09 erreichten wir nach 10 Tagen auf See die
Wreck Bay bei San
Cristobal,
einer der östlichsten Inseln
im Galapagos-Archipel. Entgegen ihrem gefährlichen
Namen ist die Bucht leicht anzulaufen (das Riff ist markiert) und
bietet einen
sehr geschützten Ankerplatz. Der Hauptort Baquerizo Moreno hat 5000
Einwohner
und eine entspannte, freundliche Atmosphäre. Eine große
Meeresschildkröte kam
zur Begrüßung und fraß das Seegras von unserem Bootsrumpf. Seelöwen
aalten sich
an Bord von Fischerbooten in der Sonne oder machten ihre Spiele im
Wasser rund
um die Schiffe. Ruth und Peter von der australischen Yacht Mudskipper,
die wir
von der Funkrunde her kannten, grüßten herüber und brachten uns
frisches Obst
vorbei. Im Wasser näherten sich zwei Schwimmer und guckten so
neugierig, dass
wir sie an Bord einluden.
Es waren Ashleigh, eine Amerikanerin, die
hierher geheiratet hat und James,
ebenfalls Amerikaner, ein Freund ihres Mannes, der hier als Volontär
arbeitet
und später Arzt werden will. Auch in seinem Kopf spukt der Traum von
einer
Weltumsegelung.
Später kam Carlos, der Hafenkapitän, den wir über Funk benachrichtigt
hatten, zu
uns hinaus. Auch hier gibt es eine Agentenpflicht und die offiziellen
Gebühren
sind so hoch, wie nirgendwo sonst auf unserer bisherigen Reise. Es
läuft aber
alles ganz höflich und unkompliziert. Carlos benachrichtigt den Agenten
Bolivar,
einen freundlichen 3-Zentner-Mann, der ebenfalls zu unserem Boot kommt
und den
weiteren Papierkram erledigt.
Auf den Galapagos-Inseln sind 1959 alle Gebiete, die
damals nicht besiedelt
waren, zum Nationalpark erklärt worden. Trotzdem sind die Orte
explodiert und
die Einwohner haben frei gejagt und gefischt. Es gibt keine Ureinwohner
auf den
Inseln.
Die meisten sind
Festland-Equadorianer, die sich früher oder später hier
niedergelassen haben. In den 90er Jahren wurden viele Restriktionen
eingeführt.
Seit 1998 kann man nur noch durch Heirat dauerhaft dazuziehen.
Segelyachten
dürfen nicht mehr frei herumfahren, sondern müssen sich an wenige Häfen
halten
und die Aufenthaltsdauer ist begrenzt. (Derzeit darf man ohne Cruising
Permit
nur noch entweder Academy Bay in Santa Cruz oder Wreck Bay in San
Cristobal
ansteuern und 20 Tage bleiben. Man darf aber während dieser Zeit als
Person
mittels Fähren oder Touren zwischen den Inseln hin und herfahren.)
Nationalparkgebiete dürfen nur noch mit einem autorisierten Guide
betreten
werden. Die Flora und Fauna auf den Inseln ist einzigartig, d.h. sie
kommt z.T.
nur hier vor und nirgendwo anders auf der Welt.






Jede der größeren Inseln hatte zum Beispiel seine eigene
Spezies der berühmten
Riesenschildkröten, die zum Teil aber schon ausgestorben sind. In
früheren
Zeiten waren es die Seefahrer und Piraten,
die diese Tiere als
willkommenen Fleischproviant erkannten und zu
Hundertausenden entführten und verspeisten. Da die Weibchen kleiner und
damit
handlicher waren, fielen sie ihnen besonders häufig zum Opfer. Diese
Zeiten sind
vorbei, aber die Schildkröten hätten trotzdem keine Chance mehr ohne
die
Aufzuchtstationen der Menschen. Frei lebende Ziegen machen ihnen das
Futter
streitig, verwilderte Katzen fressen die Schildkrötenbabies,
eingeschleppte
Ratten vermehren sich zuhauf und fressen die Eier. Jahr für Jahr
versuchen
Volontäre, die Insel von Brombeergestrüpp zu befreien, das sich wie
Unkraut
breit macht, einheimische Pflanzen verdrängt und den Ratten
Unterschlupf
bietet.
Auf den Galapagos-Inseln kann man die Notwendigkeit von Naturschutz
hautnah
erleben.
Nicht nur die Katastrophe
durch eingeschleppte fremde Tier- und Pflanzenarten.
Auch Trinkwasser- und Energieressourcen sind begrenzt. Versorgungsmäßig
hängen
die Inseln sowieso von den regelmäßigen Lieferungen des Festlandes ab.
Erfreulicherweise sieht man fast nirgendwo Müll herumliegen.
Der Ort hat sich mit einer neuen Uferpromenade herausgeputzt, die von
den
Einheimischen wie den Touristen gleichermaßen angenommen wird. Die
Seelöwen
bieten ein immerwährendes Schauspiel und legen sich, wenn sie sich
nicht gerade
im Wasser tummeln, ungeniert auf Treppenstufen und Sitzbänke. Leuchtend
rote
Krabben krabbeln zwischen den Felsen herum und mit etwas Glück sieht
man sogar
einen Marine-Iguana (bei Till und Marlene als Dinosaurier gehandelt).
Die
Uferstraße
säumen kleine Boutiquen und Restaurants.
Preiswerter sind die zahlreichen
Imbisse in der Parallelstraße, die Mittagsmenüs mit Suppe, Reisgericht,
Getränk
und Dessert für 3,50$ bieten. Klar, dass sich der Bordsmutje diese
Gelegenheit
nicht entgehen läßt und Urlaub einreicht.
Wir besichtigen das Interpretation-Center (Museum) und
wandern zum
Fregattvogelfelsen und einem Strand, der an diesem Tag von zahlreichen
Seelöwen
besucht und gegen Zweibeiner verteidigt wird. Am Südstrand "Loberia"
beobachten
wir einige der fossil anmutenden Iguanas, die tatsächlich die nächsten
Verwandten der ausgestorbenen Dinosaurier sein sollen. Viel
unterhaltsamer sind
jedoch die Seelöwen. Vor allem die Halbstarken jagen zusammen durchs
Wasser,
präsentieren die dollsten Luftsprünge, lassen sich von den Wellen
wiegen oder an
Land spülen und raufen mit ihren Artgenossen.



Weniger Glück haben wir mit den gebuchten Touren. Als wir unseren
Schnorchelausflug machen, ist der Himmel grau und
die Sicht und Farben unter
Wasser nicht so prächtig. Trotzdem war es schön. Lars
konnte einen Iguana im Wasser schwimmen und an Land klettern sehen. Ich
begegnete mit Marlene einem Rochen und natürlich zahlreichen anderen
Fischen.
Eine Meeresschildkröte hielt sich ewig in der Nähe des Bootes auf. Am
lustigsten
waren aber wiederum die Seelöwen, die sich um die Ankerkette
herumtummelten und
einen Seetaler zum Spielen gefunden hatten. Trotz Neoprenanzug war uns
ziemlich
kalt geworden und da die Sonne fehlte, schlotterte ich immer noch, als
wir nach
kurzer Fahrt zum beeindruckenden "Leon dormido"-Felsen das zweite Mal
ins Wasser
gingen.



Man konnte durch die Felsschlucht schwimmen und
Haifische beobachten. Ich
entdeckte keinen einzigen.
Am schönsten waren die von Tauchern in der Tiefe
aufsteigenden Luftblasen. Lars
konnte aber auf dem Grund ein paar Haie schemenhaft erkennen.
Gefährlich sind
diese kleinen Exemplare übrigens nicht. Selbst die gelegentlich
auftauchenden
riesigen Hammerkopfhaie stellen laut der Tauchlehrerin keine Gefahr
dar. Wir
fuhren weiter zu einem schönen Strand, wo die Kinder eine Murmelbahn
bauten.
Leider vertrieb uns nach einer Weile der einsetzende Nieselregen und
dröhnend
ging es mit 2x200 PS Anschub zurück zum Ort.
Auch bei unserem Inselausflug spielte Petrus nicht mit.
Das Hochland mit dem
Vulkan wartete mit Regen auf. Die Schildkrötenstation lag unterhalb der
Wolkendecke und die riesigen Tiere mit ihren Elefantenfüßen und
ausdrucksvollen
Gesichtern waren die Reise dennoch wert. Die Kinder waren jedes Mal aus
dem
Häuschen, wenn sie ein Exemplar in der Landschaft entdeckten.



Zu Fuß ging es noch zu einem hübschen Strand, wo viele
Einheimische ihr
Sonntagspicknick abhielten.
In so einem kleinen Ort trifft man sich immer wieder. So
entdeckten wir Ashleigh
am Strand und besuchten sie und ihren Mann Geovanny in ihrem Haus "Casa
verde".



Geovanny, der eine indigene Mutter und einen
italienischen Vater hat, ist schon
weit in der Welt herumgekommen. Seine Schwester wohnt in der Nähe von
München
und er selbst hat mal ein halbes Jahr in Deutschland gelebt und mit
einem Freund
ein deutsch-equadorianisches Unternehmen gegründet.
Sie vertrieben Bio-Kaffee in
Deutschland und exportierten Edelstahlbleche nach
Equador. Seine Wahlheimat ist jedoch San Cristobal, wo er seit gut 10
Jahren
lebt und Ländereien erworben sowie seine "Hacienda tranquila" gegründet
hat. Er
organisiert verschiedene Projekte und verknüpft Naturschutz und
Volontärsarbeit
mit sozialen Anliegen. Unter anderem können Kinder aus benachteiligten
Familien
auf der Hacienda reiten und die Natur kennen lernen, und sein Casa
verde bietet
die einzige Unterkunft für Rollstuhlfahrer. Sein Unternehmungsgeist und
Organisationstalent beeindruckten uns ebenso wie seine Lebensansichten.
Geprägt von seiner Kindheit in einem
indianischem Dorf im equadorianischen
Hochland, geht es ihm nicht um die Anhäufung materieller Reichtümer.
Vielmehr
läßt er das Geld zirkulieren und beteiligt viele mit kleinen Aufträgen.
Er will
sich nicht der allgemeinen Hektik unterwerfen und wirkt bei aller
Geschäftigkeit
nie gestreßt. Wir folgten mit Freude der Einladung auf seine Hacienda,
wo wir
Apfelsinen pflücken und reiten konnten. James führte uns außerdem zu
einem
hübschen Ausguck. Auch ihn sahen wir mehrfach wieder. Er half, einen
nach einem
Surfunfall vor 40 Jahren tetraplegischen Rollstuhlfahrer zum Strand und
auf den
Stegen durch die Schildkrötenstation zu transportieren. Nach unserem
ersten
Aufbruch, den er verpaßt hatte, war er ganz froh, dass wir noch einmal
umgekehrt
waren, um uns ein kleines Abschiedsgeschenk zu überreichen zu können.
Ein anderes multikulturelles Paar sind Manolo
und seine Frau Tina aus der
Schweiz. Sie bieten Tauch- und Schnorcheltouren an und sind seit diesem
Jahr
Transocean-Stützpunktleiter. Ein ewig trinkender und vor ihrem Büro
herumlungernder Trupp Jugendliche wurde kurzerhand von ihnen
angesprochen. Auf
die Frage, wie sie sich denn ihr Leben in 20 Jahren vorstellen würden,
begannen
die jungen Leute nachzudenken und ergriffen die Chance, beim Tauchladen
und
befreundeten anderen Unternehmen eine Arbeit zu beginnen. Inzwischen
besucht
Tinas Schützling nicht nur einen Englisch-Unterricht, sondern will
demnächst
auch noch in Mathematik seinen Schulabschluß nachholen. Alkohol ist
unter der
Woche tabu und Pünktlichkeit Pflicht, aber das klappt ohnehin
inzwischen gut.
Schön, dass soziales Engagement so unmittelbar Früchte trägt.






Viele Segler fahren inzwischen an den Galapagos-Inseln
vorbei, weil sie die
Kosten und die Bürokratie scheuen.
Wir sind froh, einen
Eindruck von den Inseln erhascht zu haben und fanden es eine sehr
schöne Zeit. Die Tierbeobachtungen ersetzen jeden Zoobesuch und der Ort
bezauberte vielleicht am meisten durch seine Ruhe. Die zugelassene
Anzahl der Autos auf der Insel ist nämlich limitiert. Am meisten würde
ich auf die Dauer vielleicht eine rasche Internetverbindung vermissen.
Das vergleichsweise große Angebot von Internet-Cafés war leider
umgekehrt proportional zur Übertragungsgeschwindigkeit und nachmittags
brachen die Leitungen oft völlig zusammen. So kostete es uns mehrere
Anläufe, ehe wir unsere Homepage mit dem Karibik-Reisebericht hochladen
konnten. Alle Ungeduldigen unter den Lesern bitte ich deshalb, die
Schwierigkeiten zu berücksichtigen und Nachsicht zu üben.
Nach einer Woche bereiteten wir uns auf die längste
Seestrecke
der ganzen Reise vor. Konserven hatten wir ja in Panama reichlich
gebunkert. Unsere Vorräte an frischem Obst und Gemüse waren jedoch fast
restlos
aufgebraucht und der Samstagsmarkt war genau der richtige Ort, sie
wieder
aufzustocken. Dummerweise stammen die meisten Produkte natürlich vom
Festland
und werden während des Transportes gekühlt. Das setzt die Haltbarkeit
an Bord
erheblich herab und wir verzichteten auf vieles,
was
wir bei der Atlantiküberquerung dabei hatten. Wir erstanden immerhin
jede
Menge Zwiebeln, Kartoffeln, eine ganze Bananenstaude, grüne Tomaten,
ein halbes
Dutzend Paprika, Gurken, rote Beete, eine Handvoll Mohrrüben, Äpfel,
Orangen,
Pampelmusen und eine große Wassermelone. Da Wurst und Käse fast
unerschwinglich
waren, kauften wir jede Menge Eier. Eine vielleicht 200g schwere
Chorizo-Wurst
kostete sage und schreibe 23$. Auf dem Etikett stand übrigens 19,99$/kg
und ich
entdeckte den Wahnsinnspreis auf dem Kassenzettel erst abends auf dem
Schiff.
Gott sei Dank konnte ich das teure Stück problemlos zurückgeben.
Irgendwie sind vor dem Ablegen immer tausend Kleinigkeiten zu erledigen
und wer
die Kurzmeldungen gelesen hat, weiß, dass wir den Termin noch mehrmals
nach
hinten verschieben mußten.
Als wir schließlich loskamen
und nach dem Segelsetzen die Windsteueranlage
einstellen wollten, merkten wir, dass sie klemmte. Kurzerhand machten
wir kehrt
und Lars baute sie am nächsten Tag auseinander. Der Hafenkapitän
erkundigte sich
nach unserem Problem und natürlich wunderten sich auch die anderen
Segler, die
uns gerade Lebewohl zugewunken hatten. So wurde es Donnerstag, der 2.
Juli, als
wir auf den Tag genau ein Jahr nach unserer Abreise aus Deutschland,
die 2900
Seemeilen bis zu den Marquesas in Angriff nahmen.
2900 Meilen Pazifik
Auf den Tag genau ein Jahr nach unserer Abfahrt in Deutschland
starteten wir die
vermutlich längste Seestrecke unserer Reise. 2900 Seemeilen

liegen
zwischen den Galapagos-Inseln und den Marquesas. Dem Hafenkapitän war
unser Aufbruch nicht entgangen und er erkundigte sich, ob nun alles in
Ordnung
sei. Ich antwortete: "Wir hoffen es!" Der Abschied verlief im Gegensatz
zum
Vortag fast sang- und klanglos. Nur Linda und Bill von der "Valiam"
waren an
Bord und tröteten "Good bye". Wir warfen einen letzten Blick zurück zum
Strand
und dem dahinter liegenden Universitätsgebäude, dem Fregattvogelfelsen,
dem Leon
dormido in der Ferne. Das Wetter war schön und Delfine spielten um
unser Schiff.
In der Abenddämmerung begegnete uns noch ein Segler fast auf
Kollisionskurs, der
offensichtlich nach Santa Cruz wollte. Es war die "Penrhyn", die uns
später in
der Weite des Pazifischen Ozeans in Sichtweite überholte und die wir
auf Nuku
Hiva wieder sehen sollten. Von den übrigen Galapagos-Inseln

erblickten
wir nur schemenhafte Umrisse oder gar nichts. Ein Fang-Schiff, das
einige Meilen hinter dem Archipel seiner Arbeit nachging, war das
einzige
Berufsschiff, das wir auf der ganzen Reise sehen sollten.
Der Mensch neigt zu Vergleichen und was liegt näher, als die
Unterschiede zur
Atlantiküberquerung hervorzuheben. Insgesamt hatten wir auf dem Pazifik
deutlich
schöneres Wetter mit vor allem viel mehr Sonnenschein und
Sternenhimmel. Die
Temperaturen waren die ganze Zeit angenehm. Wir wurden die ersten zwei
Drittel
der Strecke lange nicht so viel herumgeschubst wie auf dem Atlantik, da
keine
Querdünung

stand. Wir waren kein
einziges Mal seekrank. Wir fingen immerhin zwei große
Doraden (und "verfütterten" mindestens doppelt so viel Fischhaken). Wir
sahen
viel mehr Seevögel, auch einige Male goldschimmernde Doraden (nicht die
am
Angelhaken) und springende Thun?fische neben unserem Schiff. Kurz
hinter
Galapagos konnten wir Wale blasen sehen. Wir hatten inzwischen so viele
Seemeilen weg, dass wir die lange Strecke in Angriff nahmen wie das
Selbstverständlichste der Welt. Nach anfänglicher Nachlässigkeit, die
durch eine
besorgte e-mail von der Segelyacht "Nakia" beendet

wurde, blieben wir in
regelmäßigem Funkkontakt mit anderen Seglern und bildeten
so eine eingeschworene Segler-Gemeinde. Das genaue Fahrtziel legten wir
auch
erst unterwegs fest, nachdem wir uns bei anderen Fahrtensegler, die uns
voraus
waren, erkundigt hatten und fuhren gut mit ihren Empfehlungen. Ähnlich
wie auf
dem Atlantik genossen wir die erste Zeit, während wir es am Ende dann
auch
gründlich satt hatten und ankommen wollten. Dass zur Hebung der
Mannschaftsmoral
gutes Essen am besten geeignet ist, ist eine Binsenweisheit. Dabei kam
auch
Otmars Holunderblütengelee und Evas Löwenzahnhonig zum Einsatz. Genau
wie vor
Martinique haute der Zeitplan

am Ende
nicht hin und wir mussten eine Nacht trödeln, um im Hellen anzukommen.
Till machte wieder fleißig Schule, denn die Ferien verschoben wir
lieber auf
später, wenn wir die Inseln erkunden wollten. Unterwegs feierten wir
seinen 7.
Geburtstag mit Möhrentorte, Gesang und Topfschlagen. Er bekam unter
anderem
einen Arztkoffer und Marlene spielte geduldig die Kranke. Zur Feier des
Tages
gab es für die Kinder auch Cola und auf dem Geburtstagstisch stand
außerdem das
letzte Nutella, denn bei 7 $ pro kleines Glas hatten wir keine Vorräte
davon
angelegt. Till verwaltete es sehr gerecht und es reichte tatsächlich
bis zur
Ankunft. Die Kinder malten unheimlich viel

. Wir Großen kamen nach
langer Zeit mal wieder zum Lesen. Lars las das überhaupt
erste Buch seiner Reise: "Ich bin dann mal weg" von Hape Kerkeling, das
ihm sein
Chef zum Abschied geschenkt hatte. Wir bastelten uns eine Marionette,
die wir
"Max Stolperfuß" nannten. Im Gegensatz zum Atlantik war der Wind
weniger stetig,
was für uns mehr Arbeit an den Segeln und der Windsteueranlage
bedeutete. Lars
bastelte 2 Nächte lang an der Stromversorgung unserer Kühlbox, dessen
Stecker
wohl etwas zu warm geworden war und sich verformt hatte. Die
provisorisch
eingebaute Sicherung funktionierte anfänglich auch ganz leidlich.
Nuku Hiva
Am Nachmittag des 28.07.2009 erreichten wir die Marquesas, genauer
gesagt Ua
Huka, wo wir zu ankern hofften. Imposant

erhoben sich die Felsen aus
dem Wasser und erinnerten uns ein wenig an die
Kanarischen Inseln, bloß etwas grüner. Ein Teil der Insel bildete ein
Hochplateau und mutete irisch an. Die Kinder entdeckten mit heller
Begeisterung
viele Pferde und wir Großen mit weniger Freude dicke 4x4-Autos und
moderne,
würfelige Häuser. Nix Südseeklischee mit Palmenhütten etc. Am Eingang
zur Bucht
stand wie ein Wächter ein großer kegelförmiger Felsen, den die Sonne
anstrahlte.
Der Rest der Bucht war finster, denn Wolken hatten sich auf den
Berggipfeln
festgesetzt. Wir drehten eine Runde und beschlossen, bei

dem in die
Bucht stehenden Schwell lieber doch nicht zu ankern, sondern noch
eine Nacht auf See zu verbringen, um am nächsten Morgen die
Taiohae-Buch von
Nuku Hiva anzulaufen, die nur 24 sm entfernt war.
Ein bisschen bitter war es schon, denn die tropischen Nächte dauern
bekanntlich
12 Stunden. Zum Trost besuchten uns Delfine so lange wie noch nie und
machten
die tollsten Luftsprünge vor untergehender Sonne. Die Nacht bescherte
uns einen
prächtigen Sternenhimmel und jede Menge Sternschnuppen. Von den Inseln
war nicht
das kleinste Licht zu sehen. So müssen es die Seefahrer vor einigen
Jahrhunderten auch gehabt haben, nur dass sie im Unterschied zu uns
nicht
wussten, wo sich Land befand. Erst als wir um die letzte Felsnase
bogen,
erblickten wir am nächsten Morgen endlich den Hauptort von Nuku Hiva.
Die Bucht
war wirklich einfach anzulaufen, aber das weiß man ja immer erst
hinterher.



Wir suchten uns ein Ankerfleckchen und bekamen bald Besuch von der
schweizer
Yacht "Green Coral", die uns frisches Baguette schenkte. Wir gingen
baden,
räumten über und unter Deck auf und genossen es, nach 27 Tagen auf See
endlich
mal wieder in den Armen des

anderen einzuschlafen.
Könnt ihr euch vorstellen, wie lecker Briekäse und französische
Leberpastete
schmecken, nachdem man monatelang nichts Besseres als Cheddar und Senf
aufs Brot
hatte? Billig ist Französisch Polynesien sicher nicht, vielleicht so
wie
Bioläden in Deutschland, aber angesichts der Entfernungen, die die
Waren
zurücklegen müssen, eigentlich angemessen. Unverständlich sind nur die
Preise
für einheimisches Obst und Gemüse, das in diesem Klima doch fast
umsonst wachsen
müsste.
Wir bummelten jedenfalls das Ufer entlang bis zu einem kleinen Park
voller Tikis
und picknickten auf einem großen Felsen. Die Tikis, traditionelle
Figuren aus
Stein oder Holz, stellen Menschen mit überproportionalen Köpfen dar

. Sie tauchen auch in den Tattoos auf. Früher
ließen sich die Menschen
tätowieren, um ihren Stand, ihre persönliche Lebensgeschichte und ihre
Stammeszugehörigkeit zu demonstrieren. Es war sehr teuer und sehr
schmerzhaft.
Je mehr Tattoos, desto mehr Ansehen. Die Missionare bekämpften
energisch
sämtliche heidnischen Bräuche, so dass die Bevölkerung inzwischen
vollständig
christianisiert ist und traditionelle Tänze etc. nur noch als
folkloristische
Show dargeboten werden. Die Tattoos erlebten nach über 100 Jahren der
Verbannung
ab den 60er Jahren ein Comeback. Sie dienen nur noch als Schmuck, aber
die
Muster sind so schön und geschmackvoll, dass selbst hartgesottene
Tattoo-Gegner
wie ich sich ihrem Zauber nicht ganz entziehen können. Viele Touristen
nehmen
sich eins als Erinnerung mit.
Die Polynesische Gastfreundschaft ist legendär und es gibt dazu sogar
ein
Faltblatt in der Touristeninformation. Auf uns wirkten die Polynesier
eher
schüchtern und zurückhaltend. Später hörten wir, dass traditionell

beim Essen immer ein Gedeck
mehr aufgelegt wird für einen etwaigen Fremden, der
vorbeikommt. Dieser Brauch verliert sich natürlich dort, wo regelmäßig
Touristen
weilen, und die junge Generation folgt der weltweiten Tendenz, eher an
den
eigenen Konsum als an traditionelle Werte zu denken. Die Zeiten, wo
junge Frauen
- mit Blumenkränzen geschmückt - den Einhandsegler im Bett erfreuen,
dürften
auch der Vergangenheit angehören.
Als wir am Hafen einem Fischer beim Trocknen des Fisches zuschauen,
kommen wir
ins Gespräch und er fährt nach Hause, um uns einen Riesensack voller
Pampelmusen
zu schenken. Diese Früchte sind einfach umwerfend, so etwas habe ich
weder bei
uns im Supermarkt gefunden, noch auf meinen bisherigen Reisen gesehen
und
gekostet. Sie sind nicht nur größer, sondern vor allem viel süßer und
saftiger
als ich es bisher kannte. Könnte glatt ein Exportschlager werden, wenn
die
Polynesier mehr Geschäftssinn besäßen. Es sind mehr, als wir zu viert
essen
können, und so beschenken wir nach und nach alle nach uns eintreffenden
Segler
mit diesen Vitaminspritzern.








Am gleichen Tag wie wir sind auch Bill und Linda von der "Valiam"
eingelaufen.
Sie haben nur 17 Tage gebraucht. Einen Tag später kommen Jane und John
mit ihrer
"Tara III" an. Sie hatten Probleme mit dem Autopiloten, mussten zum
Schluß mehr
oder weniger von Hand steuern und sind entsprechend erschöpft. Linda
bewirtet
uns mit einem Schlückchen Sekt und lädt zum Fischcurry

ein, denn
sie haben zum Schluß noch eine große Dorade gefangen. Wir mieten
gemeinsam einen Pick-up und unternehmen am Wochenende eine große
Inselrundtour.
Die Taiohae-Bucht war schon beeindruckend, aber die Landschaften und
Ausblicke
auf der Nordseite sind einfach gigantisch. Spitze Felsnasen strecken
sich auf
einem Höhenkamm in den blauen Himmel, tief eingeschnitten liegen die
Buchten
zwischen den faltigen, grünen Gebirgsausläufern. Wildpferde laufen über
die
Straße und dicke Aale winden sich in Gebirgsbächen. Rückzu kommen wir
durch eine
Landschaft, die fast aussieht wie der Schwarzwald. Da Nuku Hiva nicht
viel mehr
als 2000 Einwohner hat, ist der Verkehr recht dünn. Die Ausschilderung
lässt zu
wünschen übrig und wegen der vielen Kurven fällt die Orientierung
schwer. Kurz
vorm Dunkelwerden müssen wir nach dem Weg fragen und befinden uns nur
eine Biege
vom Ausgangsort entfernt. Wir sind voller Eindrücke und die
Erwachsenen, die
hinten auf dem Pick-up saßen, voller Staub.



Am Sonntag stehen wir früh auf, denn um 8 Uhr beginnt bereits der
Morgen-gottesdienst. Die Sprache der Marquesas enthält viele Vokale und
ist
ausgesprochen melodiös. Entsprechend wunderschön sind auch die
polyphonen
Gesänge der Gemeinde, die das Kirchenschiff füllt.

Alle haben sich sonntagsfein
gemacht. Viele Frauen tragen weiße Kleider und
haben Kränze oder Hüte auf dem Kopf. Andere tragen Kleider bzw. die
Männer
Hemden aus Stoff mit traditionellen Südsee-Mustern. Anders als bei uns
in der
katholischen Kirche gestalten auch Frauen den Gottesdienst und der Wein
wird an
die ganze Gemeinde verteilt. Hinterher kann man draußen
selbstgebackenen Kuchen
und Getränke kaufen. Die Kirche ist sehr geschmackvoll eingerichtet mit
schönen,
modernen Holzschnitzereien. Der dreieckige Giebel des Seitenschiffes
ist offen
und lässt einen Ausblick auf Palmen frei.
Eine halbe Woche vergeht mit Wäschewaschen, Einkaufen,
Informationen sammeln
über Neuseeland bei "Tara III", umankern etc. Till hat einen
amerikanischen
Spielkumpel gefunden, die Väter trinken ein Bierchen zusammen.
Mittwoch verlegen wir uns in die Daniels Bay, wo Trinkwasser aus dem
Fluß zu
bekommen sein soll. Gigantische Felswände steigen auf der einen Seite
empor. Auf
der anderen Seite lockt eine kleine Bucht mit weißem Sandstrand.
Dahinter
befindet sich ein offener Garten mit ein paar Kokospalmen,
Grapefruit-Bäumen und
einer idyllischen Holzhütte. Wenn das kein Paradies ist! Die anderen
sind
bereits einen Tag eher angekommen und auf Wanderung zum dritthöchsten
Wasserfall
der Welt.
Wir nutzen die Flut, um mit unserem Dinghi über die Sandbank in den
Fluß
hineinzukommen, wo es Wasser geben soll. Die Sache ist kitzlig, denn
der Schwell
bricht sich in Ufernähe und wer weiß, wie tief das Wasser in der
schmalen
Einfahrt wirklich ist und wo Felsen unter der Wasseroberfläche auf uns
lauern,
wenn wir darauf zu surfen. Wir haben Glück und gelangen wohlbehalten
hinein. An
einem Baum entdecken wir einen Schlauch und daneben einen Wasserhahn.
Das muß es
wohl sein. Wir lassen das Wasser in die Kanister laufen und uns von
Mücken
zerstechen. Auf dem Rückweg kämpft sich unser kleiner 2 PS-Außenborder
tapfer
durch die Wellen. Wir fahren gleich noch einmal, diesmal ohne Kinder,
dafür mit
noch mehr Kanistern, die wir vom Nachbarboot geborgt haben. Es ist noch
rauer
geworden, aber wir kommen wieder heile rein. Zurück durch die Brandung
gibt
unser Motor auf. Wir hatten natürlich die Ruder zurechtgelegt und ich
paddle
vorn an der Spitze wie verrückt. Geschafft! Der Motor konnte nichts
dafür. Lars
hatte vergessen, den Benzinhahn zu öffnen.
Abends machen wir alle ein kleines Lagerfeuer am Strand. Wir hatten
Stockbrotteig und meine Gitarre mit dabei. Der Vollmond ging hinter uns
auf und
beschien die gegenüberliegenden Felswände, in denen man allerhand
Masken und
Gesichter erkennen konnte. Die Kinder sind begeistert und würden am
liebsten
jeden Abend Lagerfeuer machen. Da es darüber fast Mitternacht wurde,
beschlossen
wir, uns den nächsten Tag am Strand auszuruhen und die Wanderung zu
verschieben.
Am nächsten Tag ging es aber los. Der Weg führte zunächst an vielen
offenen
Gärten vorbei, in denen die verschiedensten Früchte wuchsen. So
ungefähr muß man
sich wohl den Garten Eden vorstellen. Später überquerten wir mehrfach
den Bach
und der Wald wandelte sich von licht und trocken zu elfenhaft grün
bemoost. Die
knorrigen Bäume boten mit ihren weitreichenden Brettwurzeln die
richtige Kulisse
für einen Mittsommernachtstraum. Als ich den Kindern von Elfen und
Gnomen
erzählte, glaubten sie mir sofort. Vorbei ging es an einem Marae, einer
ehemaligen Kultstätte, die an den aufgeschichteten Steinen und den
heiligen
Bäumen zu erkennen ist. Die letzte Bachüberquerung bot eine federnde
Brücke für
Mutige. Lars wählte lieber den sicheren Weg durchs Wasser, damit Kinder
und
Gepäck trocken ankommen. An dieser Stelle berichtete Linda, von einem
Aal in den
Fuß gebissen zu sein. Klar, dass ich lieber trockenen Fußes und
ungebissen
rüberkommen wollte und die Brücke nahm. Beim letzten Schritt half mir
Lars zum
Glück und weiter ging es in eine enge Felsenschlucht hinein.
Der Anblick war außerordentlich beeindruckend. Am Ende der Schlucht
sammelte
sich das Wasser in einem Becken. Der eigentliche Wasserfall war hinter
einigen
Felsbrocken versteckt. Wir schwammen also dorthin und kletterten
hinüber.
Seitlich tat sich eine Höhlung auf wie ein dunkles Zimmer. Hinten schoß
das
Wasser herab. Dazwischen befand sich ein kleiner Felsvorsprung, der
sonnenbeschienen zu einer kleinen Aufwärmpause einlud. Da die Kinder
trotzdem
klapperten, machten wir uns bald auf den Rückweg. Diesmal lauerte mir
wirklich
ein Aal auf. Gut, dass Till den nicht schon vorher gesehen hat, sonst
wäre er
vermutlich nicht mit ins Wasser gekommen. Ich suchte mir lieber eine
andere
Landestelle. Als wir uns angezogen hatten und eben dabei waren zu
picknicken,
krachten ein paar Felsbrocken in den Pool. Es war genau an der Stelle,
an der
ich mich wenige Minuten vorher mit Marlene befunden hatte. Glück
gehabt! Wir
waren vorher an einer Warntafel vorbeigekommen, hatten aber, da es
schon
tagelang nicht mehr geregnet hatte, ehrlich gesagt nicht wirklich mit
herabfallenden Steinen gerechnet. Der Rückweg dauerte wieder wie hinzu
3 ½
Stunden. Im Elfenwald kamen wir kurzzeitig vom Weg ab, die Brücke ließ
ich
diesmal aus und watete ebenfalls durchs Wasser. Wir hatten unsere
Wanderstiefel
völlig sinnlos mit rumgeschleppt und fast die ganze Zeit unsere Crocs
angelassen. Bei den Gärten angekommen bewirtete uns eine Frau mit
eisgekühlter
Zitronade und Bananen-Beignets. Wir bekamen eine Bananenstaude und ein
paar neue
Pampelmusen. Einziger Wermutstropfen war der Preis, den sie forderte.
Wie wir
später erfuhren, hatte sie sich bei anderen Seglern zwei Tage zuvor auf
einen
Tauschhandel eingelassen, mit dem sie nicht so ganz zufrieden war.
Vermutlich
hat sie sich den fehlenden Teil bei uns geholt. Wir wollten nicht im
Nachhinein
handeln. Zurück an unserem Dinghi schwammen kleine Schwarzspitzenhaie
am Ufer
auf und ab. Es war alles in allem eine der tollsten Wanderungen unseres
Lebens
und die Kinder haben die 7 Stunden lang nicht ein einziges Mal gemurrt.
Nach einem Ruhetag, wo wir noch ein letztes Mal Wasser holen fuhren und
bei der
Gelegenheit gleich noch duschten, verabschiedeten wir uns von unseren
Seglerfreunden, die von nun an unterschiedlicher Wege gehen wollten.
Toau
Am Nachmittag des 9. August gingen wir Ankerauf Richtung Toau in den
Tuamotus.
Draußen empfing uns eine frische Brise. Wir kamen die ersten zwei Tage
gut
voran, die Kinder machten in Schule und Vorschule prima mit, nachts
leuchteten
über uns die Sterne und neben uns grüne

Leuchtblitze im Wasser. Lars
öffnete eine der zwei gemopsten Kokosnüsse von der
Daniels Bay. Was für ein Genuß! Die letzten beiden Tage mußten wir
leider
motoren. Der Wind war zu schwach und schlechtes Wetter angesagt. Da
wollten wir
lieber vorher ankommen. Ab Freitag Mittag zog sich der Himmel zu. In
unserer
Zielbucht lagen bereits 8 andere Schiffe, unter anderem auch 2
deutsche. Wir
bekamen die letzte freie Mooring und Wolfgang von der "Atair" stattete
uns einen
kleinen Besuch ab. Kurz danach fing es an zu winden und zu wehen und
wollte gar
nicht mehr aufhören. Wir waren froh, es rechtzeitig geschafft zu haben,
aber so
hatten wir uns die

Ankunft
nicht vorgestellt. Drei Tage mussten wir an Bord verbringen, ehe wir an
Land gehen konnten. Unterwegs macht es uns nichts aus, das Boot nicht
verlassen
zu können, aber in Landnähe ist es fast unerträglich. Gemein, wo wir
doch eh
schon so wenig Zeit haben! Immerhin hörte nach einem Tag der Regen auf
und wir
konnten wenigstens die Landschaft und die Blautöne genießen.
Montagnachmittag hatte der Wind so weit nachgelassen, dass wir einen
Landfall
wagen konnten. Auch die anderen Besatzungen waren an Land gekommen, um
sich die
Beine zu vertreten und Boule zu spielen. Gaston hatte uns ja schon bei
der

Ankunft begrüßt. Jetzt
lernten wir seine Frau Valentine kennen, die gerade dabei
war, eine Perlenkette für ihre Schwester zu fädeln, die am Wochenende
heiratet.
Wegen der vielen anderen Segler und der bevorstehenden Feier, für die
noch
allerhand vorzubereiten ist, bleibt die Beziehung zu den beiden leider
eher
oberflächlich und es ist nicht so familiär, wie andere Segler es erlebt
haben.
Auch aus dem Besuch ihrer Perlenfarm wird nichts. Valentine vertröstet
uns auf
"morgen", eine nette Beschreibung für "irgendwann in der Zukunft".
Nach den vielen Wochen, die wir in Begleitung unserer
englischsprachigen
Seglerfreunde verbracht haben, genieße ich es, französisch zu sprechen
und neue
Menschen kennen zu lernen. Dazu gehören die Franzosen Anne und
Christian, die im
Winter in den Alpen als Skilehrer arbeiten. Anne verrät mir, wie ich
selber aus
Milchpulver Joghurt machen kann. Das Ergebnis ist köstlich und endlich
wird das
Zeug, das wir seit Gomera mit uns rumschleppen, mal verbraucht.









Die Moorings kann man entweder bezahlen, oder sich für das Geld bei
Valentine
ein Dinner leisten. Keine Frage, was wir bevorzugen. Gaston hat uns
versprochen
vorbei zu kommen, wenn er zur Fischfalle fährt und wir sitzen mit
unseren
Schnorchelsachen da und warten. Vielleicht hat er uns

vergessen ("Wer sich auf
andere verlässt, wird enttäuscht werden" hatte in
Contadora mal in einer Bar gestanden). Schließlich rudern wir hinüber
und werden
auf halbem Wege von einem dicken Regenschauer erwischt. Anke und Günter
von der
"Tramp" gewähren uns Unterschlupf und zeigen uns die schönsten
Muscheln, die sie
gefunden haben. Da werde ich gleich ganz heiß auf "Schatzsuche"! Nach
dem Regen
machen wir an der Fischfalle fest und gucken von draußen mit unseren
Schnorchelbrillen durch den Zaun. Es sieht aus wie im Aquarium. Fische
aller
Größe und Farbe schwimmen herum, darunter viele Papageienfische. Es
haben sich
aber auch zwei Haie und drei Muränen verfangen.
Nachmittags gehen wir an

Land. Ich möchte Valentine
beim Kochen gern über die Schulter schauen, aber
alles geht mit polynesischer Gelassenheit vor sich. Lange Zeit passiert
gar
nichts, aber kaum hat man sich mit jemandem festgeschwatzt, ist der
Kuchenteig
oder Salat doch fertig. Naja, alle helfen irgendwie mit, sammeln Blumen
und
Blätter für die Tischdekoration und und und. Gaston war inzwischen noch
einmal
bei der Fischfalle und hat 11 Papageienfische fürs Diner herausgeholt.
Ciguatera
gibt es hier angeblich nicht. Der Fisch wurde roh in Kokosmilch als
Salat
serviert ("Poisson cru"), gebacken und als Pizza angeboten. Eine Keule
vom
Hochzeitsschwein wurde geköchelt und aufgeschnitten. Valentine hat
Kokosbrot und
Kokoskuchen gebacken. Außerdem gab es noch Reis und als Getränk einen
Fruchtsaftpunsch. Sehr exotisch und lecker.






Am nächsten Tag unternahmen wir die erste Riffwanderung. Die zwei
großen Hunde
begleiteten uns und weckten Lars mit einem Schmatz, als er am Strand
eindöste,
während sich die restliche Familie in

Sammlerfreude erging. Ein
paar Segler hatten Gaston geholfen, einen Baum zu
fällen. Am nächsten Tag wollten Gaston und Valentine zum Nachbaratoll
Fakarava
fahren, wo die Hochzeit stattfinden sollte. 160 Gäste waren eingeladen.
Gaston
sollte für die Fische sorgen und leerte die gesamte Fischfalle. Die
Muränen und
Haie warf er hinaus. Die anderen fischte er mit einem Drahtkorb heraus,
schaufelte sie aus dem Boot an Land und sortierte sie nach Arten, um
sie in
eisgefüllte Fässer zu packen. Ein paar blieben übrig für die Segler,
die
außerdem noch

tiefgefrorenes
Hähnchenfleisch geschenkt bekamen, denn der Generator sollte
nicht wegen einer fast leeren Kühltruhe die ganze Zeit laufen. Das
Abendbrot war
damit also wiederum gesichert und einige brachten noch Salate mit.
Morgens war ich als Ärztin zum Großvater gerufen worden, der mit auf
der Insel
lebte und sich sein Auskommen mit Copra verdient. Valentine bat mich
auch, bis
zu ihrer Rückkehr zu bleiben und auf ihn aufzupassen. Philippe hatte
jedoch
seinen eigenen Kopf. Die Tabletten, die ich ihm gegeben hatte, waren am
nächsten
Tag noch unberührt und der elastische Verband um sein Bein schon nach
wenigen
Stunden verschwunden. Es ging ihm trotzdem anderntags besser und er
zeigte mir
stolz seinen Garten.






Mir war bis Toau gar nicht bewusst gewesen, wie karg Atolle sind. Der
Boden der
gesamten Insel bestand nur aus Korallenschotter. Es gab nicht einmal
Sand in
nennenswerter Menge. Neben ursprünglicher

Buschvegetation
hielten sich fast nur Kokospalmen, deren aggressive Wurzeln
jedoch die meisten Anpflanzungen zunichte machen. Philippe pflanzte
daher alles
in Fässern, durch die die Wurzeln nicht durchdringen können. Eine
ziemlich
mühselige Angelegenheit. Mit Valentine und Gaston war auch die Mehrzahl
der
Segler abgereist. Nur Anne und Christian sorgten für das Anwesen und
die Hunde,
ich kümmerte mich ein bisschen um Philippe und eine französische
Familie mit
Kleinkindern war noch da. Wir erkundeten die Nachbarinsel, die auch mal
bewohnt
gewesen zu sein schien. Hier ließen sich herrlich

Flitterwochen verbringen,
wenn man die Hütte wieder in Schuß bringen würde. Wir
fanden immer schönere Muscheln. Das Wetter war jetzt so, wie man sich
das für
die Südsee vorstellt. Nur die Wellblechhütten und etwas herumliegender
Müll
störten das Ambiente.
Wellblech ist natürlich praktisch für die Regenwassergewinnung, aber
schön wäre
es, wenn die Hütten wenigstens hübsch angeordnet und in der Mitte ein
Platz
gestaltet wäre. Sicher könnte Valentine auch noch den einen oder
anderen Franc
dazu verdienen, wenn sie mit gewisser Regelmäßigkeit und
Zuverlässigkeit z.B.
Besuche der Perlfarm oder

Schmuckworkshops
anbieten würde. Andererseits büßte sie dann ihre Freiheit ein,
die Tage je nach Wetter und Laune zu gestalten. Manche Segler sparen
nicht an
Verbesserungsvorschlägen. Wir behielten unsere Ideen lieber für uns.
Sicher ist,
dass es schon eines gewissen Fleißes bedarf, vom Atoll allein zu leben.
Gaston
war ein wahres Energiebündel.
Wir dachten langsam ans Weiterfahren. Philippe ging es wieder gut und
er
verweigerte ja sowieso jede Therapie. Als wir uns ins Gästebuch
eintrugen,
konnten wir im flachen Wasser einen Kraken beobachten, dessen Farbe
sich wie bei
Chamäleon immer dem Untergrund anpasste. Faszinierend! Valentine und
Gaston
kamen erst einen Tag später zurück als geplant. Da wir unser Dinghi
schon
abgebaut hatten, konnten wir uns nicht mehr verabschieden, als sie
eintrafen.



(Vielen Dank an Anne und Christian für die Toau-Fotos)
Huahine
Unser nächstes Ziel unter den Gesellschaftsinseln war auf Empfehlung
von Anne
und Christian Huahine. Bis dahin waren es nur 300 Seemeilen, aber da
wir wenig
Wind hatten, zog es sich 4 Tage hin. Wir waren nachmittags

ausgelaufen
und am nächsten Morgen hatten wir das 20 Meilen entfernte
Nachbaratoll immer noch in Sichtweite, und letztere ist bei den flachen
Atollen
nicht besonders groß. Die Tage vergingen mit Sonne und etwas Regen,
umlaufenden,
schwachen Winden und geringen Etmalen. Vor Huahine holte uns schlechtes
Wetter
ein und Lars mußte nach langer Zeit wieder seine Segelkombi
herauskramen. Die
Insel sah schön aus und die Strände im Norden luden zu
Strandwanderungen ein.
Wir rundeten ohne Probleme die Nordspitze und fuhren mühelos durch die
Riffeinfahrt. Die Peilmarken machten die Sache bombensicher.
Das Ankerfeld war nicht besonders groß, aber wir fanden ein gutes
Plätzchen. Der
Strand sah verlockend aus, aber wir räumten erstmal auf, aßen
Kartoffelbrei und
verschoben den Landgang auf morgen

.
Irgendwie war es verhext. Am nächsten Morgen regnete es. Wir brauchten
unsere
Internetminuten auf und skypelten nach vielen Wochen mal wieder mit den
Großeltern. Nachmittags wurde es trockener und wir erkundeten den
kleinen Ort
Fare.
Am Montag regnete es immer noch. Wir können aber den Einkauf nicht
länger
herausschieben. Als wir zurück zum Boot kamen, pfiff es schon
ordentlich. In
Erinnerung an Panama stauten wir alles sofort weg. Bis zu 50 Knoten
messen wir
in den Böen. Das ist ungemütlich. Unser Nachbar slipt und ein Kat
driftet fast
aufs Riff. Ein Boot nach dem anderen verließ den Ankerplatz. Die
Franzosen

vor uns scheinen Probleme zu
haben. Sie kriegen wohl den Anker nicht hoch und
schneiden ihn schließlich ab. Dabei kommt auch ihr Dinghi lose und
treibt in
Sekundenschnelle bei uns vorbei. Lars springt geistesgegenwärtig herzu
und kann
es gerade noch fassen. Es wäre sonst ins offene Meer hinausgetrieben.
So ein
Dinghi haben wir uns immer gewünscht, aber natürlich geben wir es
zurück. Den
Franzosen bleibt nichts weiter übrig, als die Nacht auf dem Meer zu
verbringen.
Sie tun uns leid, denn das ist nicht gemütlich bei diesem Wetter. Lars
legt sich
voll angezogen im Salon nieder, um jederzeit aufspringen zu können,
falls der
Ankeralarm

piept. Trotz der knapp bemessenen Kette hält er
und ruckt keinen Zentimeter. Ein
Hoch auf Spade-Anker! Am nächsten Morgen sind nur noch wir und ein
Amerikaner
da. 6 Boote mussten den Ankerplatz verlassen.
Glück mit dem Anker, Pech mit dem Computer! Als ich die Bilder von Toau
durchschaue, gibt er seinen Geist auf. Wir versuchen im Ort jemanden zu
finden,
der ihn reparieren könnte, aber alle verweisen uns nach Tahiti. Das
liegt 150
Meilen gegen den Wind. Das Wetter ist immer noch mies und die Frau im
Computerladen unfreundlich. Es ist zum Heulen. Dabei hatten wir uns so
auf
Huahine gefreut. Unser Ersatzcomputer muß erst eingerichtet werden.
Wenigstens
die elektronischen Seekarten sollten funktionieren. Zum Funken fehlt
das
passende Kabel. Das bedeutet: keine Wetterinformationen auf See, keine
Positionsmeldung, keine Kontaktmöglichkeit über große Entfernungen.
Outlook
lässt uns zwar mails empfangen, aber keine senden. Das heißt, wir
müssen zum
Senden immer über den Provider gehen, was viel länger dauert und
entsprechend
Geld kostet.









Von unseren 10 für Huahine geplanten "Urlaubstagen" sind schon 5 um,
bevor wir
das erste Mal die Insel erkunden können. Wir trampen nach Norden zu
einer
Kultstätte und in ein Dorf mit heiligen Aalen

. Wir besuchen eine Perlfarm
und ich suche mir meine persönliche Lieblingsperle
aus. Wir schneien bei einem Künstleratelier herein, wandern am Strand
und
besichtigen steinerne Fischfallen, die immer noch von den Einheimischen
benutzt
werden. Viele nette Leute haben uns weitergeholfen und wir sind wieder
mit der
Welt versöhnt.
Über unseren Funkfreund Norbert in Berlin haben wir die Adresse eines
Amateurfunkers auf Huahine erhalten, der im Süden der Insel wohnt. Dort
wollten
wir sowieso gern hin und fahren am nächsten Tag die gut betonnte Rinne
innerhalb
des Riffgürtels entlang. Als wir Patrick anderntags kennenlernen,
berichtet er
uns strahlend, dass sein Freund in Tahiti das benötigte Kabel bereits
gekauft
und per Flugzeug auf den Weg gebracht habe. Er würde es am nächsten Tag
vom
Flughafen abholen. Wir sind sprachlos

. Auf
schlechte Zeiten folgen gute Zeiten. Patrick lötet uns nachmittags noch
unser Kühlschrankkabel, dass wir unterwegs notdürftig repariert hatten
und das
schon wieder begonnen hatte zu macken. Er und seine Frau Mireille sind
einfach
unglaublich hilfsbereit und herzlich. Kein Tag verging, ohne dass wir
etwas
geschenkt oder geholfen bekamen. Die Kinder hatten sich derweil in
ihren kleinen
Hund Zaza verliebt.
Lars Geburtstag war wieder verregnet, aber wir wurden von Mireille und
Patrick
komplett verwöhnt und umsorgt. Das passende Geburtstagsgeschenk hatte
Lars ja
schon erhalten.

Mireille war auf den
Marquesas aufgewachsen und hatte ihren Mann in Tahiti
kennengelernt, wo sie das Lyzeum besuchte und er als Marine-Funker
stationiert
war. Ihre Kinder kamen in Frankreich zur Welt, wo sie 27 Jahre lang
lebten,
bevor sie wegen der Pflege ihrer Mutter in den Pazifik zurückkehrten.
Da sie
beide Welten kannte, konnte sie mir viel Interessantes über die Kultur
erzählen.
Unter anderem berichtete sie aus ihrer Kindheit. Die Marquesas waren
sozusagen
am Ende der Welt. Alle 3 Monate kam mal ein Versorgungsschiff, das
außer einigen
Rationen Reis und Benzin nicht mehr viel zu verkaufen hatte, nachdem
bereits
alle Tuamotus abgeklappert waren. Die Leute waren also auf sich
gestellt und
lebten von dem, was sie selbst anbauten. Mit Wasser und Energieträgern
musste
sparsam umgegangen werden.

Westliche Produkte, aber
auch höhere Bildung und Gesundheitsversorgung gab es
nur in Tahiti. Heutzutage sieht das Leben anders aus. Die Menschen
haben sich zu
sehr an Subventionen gewöhnt und kaufen lieber ein Hähnchen
tiefgefroren im
Supermarkt, als es zu schlachten, rupfen und auszunehmen. Die
Polynesier haben
eine genetische Veranlagung zur Fettsucht. Was einst das Überleben
sicherte,
führt bei der heutigen Ernährung zu Krankheiten und frühem Tod. Durch
die
Disposition und die ignorante Haltung gegenüber ihrer körperlichen
Gesundheit,
soll die mittlere Lebenserwartung nicht einmal 60 Jahre betragen.






Am Sonntag wollten wir wieder einen Gottesdienst besuchen und landeten
unfreiwillig bei den 7-Tages-Adventisten. Wir wurden aber

sehr herzlich dort
aufgenommen und ein Mädchen sah aus wie die polynesische
Doppelgängerin meiner Nichte Nora.
Mittags leisteten wir es uns, an einem traditionellen
Erdofen-Essen
teilzunehmen. Noch fast in der Nacht wird in einer Grube ein Holzfeuer
gemacht,
später 4 Stunden lang das Essen in der Asche gegart. Manches wird
einfach in
Bananenblätter gewickelt oder so hineingelegt, anderes in Töpfen
gegart. Vieles
schmeckt ein wenig rauchig. Am leckersten fand ich ein spinatähnliches
Gericht
mit Hühnchen und köstlich bereitetes Schweinefleisch.



Hier im Süden Huahines waren die Strände sehr schön und geschützt. Wir
schnorchelten an der Riffkante und genossen die herrlichen Farben, wenn
die
Sonne schien. Die Kinder bauten Sandburgen und Marlene fand immer
wieder schöne
Muscheln. Das Wetter blieb unbeständig. Das war eigentlich ungewöhnlich
zu
dieser Zeit des Jahres, wo Trockenzeit herrschen sollte. An einem
ruhigen Tag
reinigte Lars das Unterwasserschiff. Das Wasser war so klar, dass man
die Kette
in 12 m Tiefe sehen kann. Der Abschied von Patrick und Mireille fällt
uns
schwer. Sie haben uns so viel Gutes erwiesen. Wir haben aber schon eine
Idee,
wie wir uns ein kleines bisschen revanchieren können.



Als wir abfahren, zieht sich der Himmel schon wieder zu. Wir wollen von
Fare aus
noch eine kleine Wanderung im Norden der Insel machen, aber das fällt
ins
Wasser. Als wir zum Ausgangspunkt getrampt sind, regnet es Bindfäden.
Wir
beschließen, einmal rund um die Insel zu

trampen. Carlita, ehemalige Unterstufenlehrerin,
wollte eigentlich nur ins
nächste Dorf zu ihren Eltern um Mittagessen zu kochen. Als sie hört,
was wir
vorhaben, fährt sie einfach weiter und weiter. Die Aussichten sind
verregnet,
aber man kann erahnen, dass die Insel sehr schön ist. Nach 2 Stunden
haben wir
die ganze Insel umrundet und werden am Dinghi-Steg in Fare abgesetzt.
Wir sind
wieder einmal überwältigt bei so viel Gastfreundschaft. Bei der
berühmteren
Nachbarinsel Bora-Bora sollte man darauf nicht hoffen. Da macht einem
der
Busfahrer eher die Tür vor der Nase zu und lacht sich darüber kaputt,
wie andere
Segler berichteten. Das ist vielleicht extrem, aber ich weiß nicht, wie
ich
reagieren würde, wenn in meinem Heimatort dauerhaft 4 mal so viel
Touristen
wären wie Einheimische.
Suwarrow
Wir verlassen Huahine, wo wir so ein Wechselbad der Gefühle erlebten
und nehmen
Kurs auf Suwarrow, das ein unbewohntes Atoll und Nationalpark ist und
zu den
Cook-Inseln gehört.

Bora-Bora und Maupiti sehen
wir eindrucksvoll in der Entfernung. Das Wetter ist
immer noch trübe. Die südpazifische Konvergenzzone streift uns und
bringt
ruppige Bedingungen. Einen ganzen Tag haben wir Dauerregen. Danach
klart es auf
und es wird ein schöner Trip. Gutes Essen hebt immer die Stimmung und
so gibt
der Smutje sich Mühe, backt frisches Brot, Pizza, kocht leckere Saucen
für die
Spaghetti… Wir haben keine Gastlandflagge zu kaufen bekommen und malen
uns
kurzerhand selbst eine. Omi Elfi hat uns für diesen Zweck weiße Flaggen
genäht
und in Cartagena haben wir uns Textilfarben

gekauft. Wie genau geht der
Union-Jack und warum müssen es so verdammt viele
Sterne sein! Die Kinder helfen mit und wir sind am Ende mit dem
Ergebnis sehr
zufrieden. Nur regnen darf es nicht, denn wir haben kein Bügeleisen, um
die
Farben wasserfest zu machen. Nach 7 Tagen kommt Suwarrow in Sicht. Ein
verrostetes Schiffswrack erinnert an die Gefährlichkeit von Riffen, vor
allem
vor der GPS-Ära. Hier sind schon etliche Schiffe gestrandet, denn
dieses Atoll
liegt fern ab von allen anderen plötzlich mitten im Ozean. Entdeckt
wurde es von
Russen, und sie benannten es nach ihrem Schiff, das wiederum den Namen
eines
berühmten russischen Heerführers seiner Zeit trug. Seit es auf den
Seekarten
verzeichnet war, wurde es immer wieder Objekt der Ausbeutung.
Perlentaucher
wurden dorthin verschifft, um die Perlenaustern abzubauen. Als alle
ursprünglichen

Austern
ausgerottet waren, versuchte man, fremde Austern einzuführen, was ein
großer Flopp wurde. Gestrandete Schiffe mit wertvoller Ladung zogen
Abenteurer
an, die sich z.T. gegenseitig umbrachten. Kokospalmen wurden angebaut,
um Kopra
zu produzieren, bis sie von Wirbelstürmen zerstört wurden. Im ersten
und zweiten
Weltkrieg diente es als Militärbasis. Danach wurde es verlassen und bot
Zuflucht
für den amerikanischen Eigenbrötler Tom Neale, der sich seinen Traum
vom Leben
auf einer einsamen Insel verwirklichte. Immer in Geldsorgen ließ er
sich darauf
ein, ein Buch zu schreiben, das in Neuseeland verlegt wurde. Damit
setzte ein
Strom von besuchenden Segelyachten ein, der bis zur heutigen Zeit
anhält.
Inzwischen ist es zum Nationalpark erklärt und in der wirbelsturmfreien
Jahreshälfte sorgt ein Ranger für Ordnung. Da es von keiner
Schiffahrtslinie
angelaufen wird, kann man nur individuell dorthin gelangen, was im
Wesentlichen
ein Privileg der internationalen Seglergemeinschaft ist. Die
Zukunftsaussichten
sind ungewiß: zu groß könnte die Verlockung für die Regierung der
Cook-Inseln
sein, schnelles Geld mit dem Verkauf von Fischfanglizenzen an die
Chinesen zu
verdienen. Oder wer weiß, wann jemand versucht, dort ein Luxusresort zu
errichten und sich das teuer bezahlen lässt? Wir haben Glück und finden
noch ein
kleines Stückchen Paradies auf unserem Planet.






Wie immer vor unbekannten Riffeinfahrten sind Lars und ich nervös. Wir
haben uns
Wegepunkte gemacht, aber stimmt die Karte auch wirklich? Die Sicht ist
super und
man kann die Korallenbänke gut erkennen, um die man im Zickzack drumrum
fahren
muß. Die Strömung ist nicht zu stark, aber irgendwie haut unsere
geplante
Strecke nicht hin. Die

Bootspitze zeigt geradezu
auf ein Riff, wenn wir den nächsten Wegepunkt anlaufen
würden. Am Kartentisch muß ich feststellen, dass genau jetzt der
Computer
abgestürzt ist, wo wir mitten in der Einfahrt stecken. Lars fährt
Kreise durchs
dunkelblaue Wasser, während ich fieberhaft versuche, das Ding wieder
zum Laufen
zu kriegen. Es klappt, und ein Blick auf die Seekarte lässt uns die
Orientierung
zurück gewinnen. Der Wegepunkt stimmt, nur durch die Strömung zeigt die
Bootsspitze mitnichten dorthin, wo wir hinfahren. Wir kommen also ohne
Schwierigkeiten hindurch und finden nach einiger Suche auch einen
Ankerplatz,
der nicht allzu tief ist.
Über Funk hatte sich nicht

der Ranger, sondern einer
der Ankerlieger gemeldet. Gary, ein Australier, der
sich in den USA günstig eine Yacht gekauft hat um sie nach Hause zu
überführen,
ist später einer von denen, die beim Tsunami in Amerikanisch Samoa
Schäden am
Schiff erlitten. Wir entdecken auch zwei Yachten, die wir schon kennen:
"Valiam"
und "Seren". Unsere Freunde sind nicht an Bord, sondern offensichtlich
zu einem
Ausflug unterwegs.
Wir gehen auf der Hauptinsel an Land und haben sie ganz für uns allein.
An der
Pier flattert die Nationalflagge, eine Informationstafel erklärt die
Verhaltensregeln für den Nationalpark, am Strand steht einladend ein
palmwedelgedeckter Pavillon, zwischen den Palmen sind Hängematten aus
alten
Fischernetzen angebracht, weiter oben befindet sich ein offenes Haus
mit vielen
Fahnen, auf denen sich

Segler
verewigt haben, in einer Baracke liegen Bücher zum Tauschen, irgendein
Künstler hat eine Büste von Tom Neale gefertigt. Auf der Rückseite der
Insel
warnt ein Schild vor Haien. Wir sehen viele Schwarzspitzen- und einige
Weißspitzenhaie im flachen Wasser auf und ab schwimmen. Hier werden,
wie wir
später erfahren, die Fischreste verfüttert. Als wir eine Wolkenfront
kommen
sehen, rudern wir schnell zurück zur Spica, da wir die Luken offen
gelassen
hatten. Regen und Sonne zaubern einen schönen Regenbogen, der sich über
die
ganze Insel spannt.
Seit 5 Jahren ist es kein Einzel-Ranger, sondern eine ganze Familie,
die hier
ein halbes Jahr wohnt. Für John, den Polizisten aus Rarotonga, ist es
ein
Glücksfall, den Zuschlag für diesen Job bekommen zu haben.



Mit seiner Frau Veronica und seinen 4 Söhnen Jeremias, Jonathan, den
Zwillingen
Augustino und Giovani lebt er vom Fischfang, Brotfrüchten, Kokosnüssen,
eigenen
Vorräten und den Spenden der Segler. Der 14-jährige Jeremias ist bei
einer

australischen
Fernschule angemeldet, die jüngeren Kinder werden von der Mutter
unterrichtet. Sie sind ihren Klassenkameraden in Rarotonga in der Regel
voraus,
wenn sie während der Hurrikanzeit dorthin zurückkehren. Für John ist es
wichtig,
die Jungs mit der Natur vertraut zu machen. Außerdem sorgen die Segler
aus aller
Herren Länder für Abwechslung und internationales Flair.Nicht alle
kommen in
guter Absicht. Es gab auch schon Leute, die die für die nächste Saison
zurückgelassenen Gegenstände als Einladung zum Diebstahl auffassten.
Einen
Winter lang nutzten irgendwelche Gestalten die Abgelegenheit des
Atolls, um
Marihuana anzubauen und waren ziemlich sauer, als der zu Beginn der
neuen Saison
eingetroffene Ranger ihre gesamte Ernte verbrannte. John hat auch schon
Kokain-Päckchen auf den unbewohnten Inseln des Atolls gefunden und
konnte seine
Kinder gerade noch daran hindern, sie zu öffnen und das vermeintliche
Milchpulver zu kosten. Von einer Seglerin musste John sich rassistische
Beleidigungen gefallen lassen. Aber die allermeisten Begegnungen sind
positiv
und die meisten Segler versuchen zu helfen, so gut sie können.



Als wir uns Sonntag anmelden wollten, bereitete sich die Familie gerade
auf den
Gottesdienst vor. Wir wollten dabei nicht stören und gingen an den
kleinen
Strand, wo die Kinder buddeln können. Abends treffen sich die Segler am
Lagerfeuer und jeder steuert etwas zu essen bei. Eigentlich wollten wir
hier

nur 2 Tage
bleiben, aber als wir erfahren, dass eine australische Familie mit
einem Jungen und einem Mädchen in Tills und Marlenes Alter bald
eintreffen
werden, ändern wir spontan unsere Pläne. Wir beschließen, länger hier
zu bleiben
und dafür Tonga auszulassen. Je länger wir bleiben, desto mehr
bezaubert uns
Suwarrow. Wir erkunden die Insel mal in die eine, mal in die andere
Richtung.
Till hat in den achtjährigen Zwillingen Toni und Vani Freunde gefunden
und geht
am liebsten mit ihnen fischen oder rumtoben. Marlene schließt sich den
Frauen
an, die auf Lindas Initiative einen Palmflecht- und Bauchtanz-Workshop
abhalten.
John versorgt alle Anwesenden mit Fisch, so die Segler nichts selber
gefangen
haben. Allabendlich treffen sich alle am Pavillon am Strand zum
gemeinsamen
Büffet. Wir sind knapp an Lebensmitteln, weil wir ursprünglich geplant
hatten,
uns in Tonga neu zu verproviantieren und nun die Vorräte bis Vanuatu
einteilen
müssen. Den anderen geht's nicht viel anders, denn viele bleiben hier
länger
hängen. So wird fleißig getauscht. Der eine hat etwas Milch über, der
nächste
Olivenöl, wir brauchen hauptsächlich Mehl zum Brotbacken. Es ist
erstaunlich,
was man aus den vorhandenen Dingen und wenigen Frischvorräten alles
zaubern
kann.



Nach einer Woche nimmt John alle mit auf einen Ausflug zu den "Seven
Sisters"-Inseln. Viele davon sind fast kahl und voller brütender Vögel.
Es ist
ein unbeschreibliches Gewusel in der Luft und an Land. John berichtet,
dass
seine Landsleute, wenn sie ihn absetzen oder abholen, am liebsten auf
Jagd gehen
würden, was er aber bislang verhindern konnte.

Zwischen den Besuchen auf
den einzelnen Inseln lässt er mindestens eine Woche
Zeit, um die Tiere nicht zu sehr aufzustören.
Als Picknick-Insel wird eine mit Kokospalmen ausgewählt, die uns
Schatten
bietet. Alle wandern einmal ringsherum. Marlene und ich sammeln Müll
ein, den
das Meer anschwemmt. John bleibt nichts anderes übrig, als den Müll zu
verbrennen. Weniger verständlich finde ich es, warum auch die Segler
ihn hier
verbrennen, die ihn genauso gut bis zum nächsten Hafen mitnehmen
könnten, statt
sich seiner in einem Nationalpark zu entledigen. Bei den bewohnten
Inseln kommt
es in meinen Augen weniger drauf an, da sie eh schon versaut sind. Am
besten
wäre natürlich, wenn weltweit mehr Anstrengungen unternommen werden, um
Müll zu
vermeiden und sachgerecht aufzuarbeiten. Auf dem Weg hierher hat John
auch schon
wieder ein riesiges Treibnetz gesichtet, das als künstliches Atoll
Fische
anlocken soll. Insbesondere die Chinesen und Philippinen arbeiten mit
diesen

illegalen Fangmethoden. Für
Segelyachten, die sie in die Schraube bekommen,
stellen sie auch eine große Gefahr dar. John fährt später mit Veronica
noch
einmal hinaus, um dieses Netz zu bergen.
Trotz eines niedergehenden Tropenschauers soll geschnorchelt werden.
Das
Meerwasser ist wärmer als der Regen. Die Unterwasserlandschaft ist
beeindruckend, obwohl das Licht alles andere als ideal ist. Als ich
Marlene ins
Wasser helfen will, verletze ich mich an einem Korallenblock. Deshalb
schwimme
ich nur eine kurze Runde, denn es gibt mir hier zu viel Haie. Es dauert
bis
Fiji, ehe die Wunde abgeheilt ist.
Am Sonntag ziehen wir unsere besten Sachen an und nehmen an John's
Familiengottesdienst teil. Er hat einige Textstellen aus der Bibel
ausgewählt,
die er seinen Jungs nahe bringt. Zwischendurch singen wir einige Lieder
zur
Gitarre. Obwohl ich nicht alle seine Ansichten teile, reißt mich sein
fester
Glaube und seine positive Ausstrahlung einfach mit.



Es geht auf das Ende der hurrikanfreien Saison zu. Kaum noch neue
Yachten
treffen ein und alle denken ans Weiterfahren, denn der Pazifik ist noch
weit. Am
letzten Abend haben wir uns noch einen besonderen Gag ausgedacht. Alle
kommen
in

Abendgarderobe. Es wird
wieder recht vergnügt. Das Essen wurde in den
geflochtenen Schalen angeboten, die Veronica mit den Frauen gefertigt
hat.
Der Abschied fällt uns schwer, insbesondere Till, der
seine neuen Freunde nun
schon wieder verlassen muß. Mitten hinein platzt die Nachricht von
einem
Tsunami, der in West- und Amerikanisch Samoa verheerende Schäden
angerichtet und
etliche Menschenleben gekostet hat. Auch Niutoputapu in Tonga, wo wir
ursprünglich hinsegeln wollten, hatte Tote zu verzeichnen. Da haben
wohl unsere
Schutzengel wieder alle Hände voll zu tun gehabt. Viele besorgte
Anfragen haben
uns per e-mail erreicht und wir möchten uns hier für die Anteilnahme
und Gebete
bedanken.
Fiji

Zusammen
mit vier anderen Yachten verlassen wir an diesem Tag das
gastfreundliche Suwarrow, das uns so ans Herz gewachsen ist. Wir wollen
direkt
nach Vanuatu fahren, aber das Schicksal will es wieder anders. Es wird
eine
recht windarme, sprich: langsame Fahrt und wir beschließen unterwegs
aufgrund
der Vorratslage, lieber das "nur" noch 600sm entfernte Fiji anzulaufen,
als die
restlichen 1200 Seemeilen bis Vanuatu zu wagen. Einen weiteren
Zwischenstop in
Samoa wollen wir uns aus Zeitgründen und wegen der Tsunamifolgen nicht
leisten.
Wir nehmen Funkkontakt mit dem Pacific Seafarers Net auf, das uns auch
die

Information
zukommen lässt, dass man seine Ankunft in Fiji vorher anmelden muß.
Wir können zwar die 48h dafür nicht mehr einhalten, sind aber trotzdem
aus dem
Schneider. Zwei französische Yachten, die davon nichts gewusst haben,
wurden mit
umgerechnet 6000 US$ Strafe bedroht und mussten umständliche
Erklärungsbriefe
verfassen. Irgendwo zwischen West-Samoa und Tonga verläuft die
Datumsgrenze.
Wenn man westwärts unterwegs ist, bekommt man ja jeden Tag einige
Minuten
geschenkt. Bei unserem Tempo ist es etwa eine Stunde Zeitverschiebung
in sechs
Tagen. Wir haben in der Regel die Zeit des Abfahrtsortes beibehalten
und die
Uhren erst nach Erreichung des Ziels umgestellt. An der Datumsgrenze
müssen wir
die ganzen geschenkten Stunden auf einen Schlag "abliefern", es fällt
einfach
ein Tag aus. Geographisch geschieht das am

180. Längengrad, obwohl
einige Länder wie Tonga und Kiribati, die östlich davon
liegen, Ausnahmen davon bilden. Da wir die politischen Grenzen auf dem
Wasser
nicht gut auszumachen sind, halten wir uns lieber an den Längengrad,
den wir am
10.10.09 gegen 20:30 Uhr mitten in fijianischen Gewässern passieren.
Der 11.
Oktober ist demnach nur noch 3 ½ Stunden lang. Pech für die
Geburtstagskinder!
Das schöne Wetter verlässt uns die letzten beiden Tage und bei
Sturmböen bis 35
Knoten müssen wir durch die vorgelagerten Inseln kreuzen. Als wir in
Suva
einlaufen, regnet es in einem

fort und eine neben uns
liegende Yacht, deren Besatzung auf Landgang war, treibt
trotz Hilfe anderer Segler immer mehr ab. Zum Glück kommt die Crew
rechtzeitig
zurück, bevor ein Unglück passierte. Vielleicht hatte ihr Anker auch in
etlichem
Gerümpel Halt gefunden, das sie später beim Einholen der Kette an die
Oberfläche
zogen.Was an Fiji als erstes auffiel, war das offene, freundliche
Lachen seiner
Einwohner. Die Fijianer gehören zu den Melanesiern und ich würde sie
glatt für
Afrikaner halten, wenn ich ihnen anderswo begegnen würde. Dieses Lachen
hat
nichts mit der amerikanischen Höflichkeitsfratze zu tun, sondern kommt
von
Herzen.



Fiji steckt aber in einem großen Dilemma. Da die Fijianer keinen
besonderen
Ehrgeiz und keine große Geschäftstüchtigkeit zeigten (wozu auch, wo es
doch das
runde Jahr warm ist und nicht an Essen mangelt), taugten sie nicht als
Plantagenarbeiter für die Zuckerrohrfelder der europäischen Herren, so
dass
dafür viele Arbeitskräfte aus

Indien angeworben wurden. Deren Nachkommen sind
inzwischen so zahlreich, dass
sie ungefähr die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Sie prägen
insbesondere das
Bild der Städte und das Geschäftsleben, betreiben Handel jeder Art etc.
Nach
fijianischem Gesetz steht jedem Einwohner das Recht auf Land zu, das
zum
Überleben reicht. Das gilt aber nicht für Ausländer. Nun ist es bereits
mehrfach
dazu gekommen, dass bei den Wahlen die Inder die Mehrheit bekamen.
Ämter und
Posten wurden natürlich neu verteilt und Gesetze sollten geändert
werden. Die
Fijianer reagierten mit Putsch und setzten ihre Leute wieder ein. Die
gegenseitigen Korruptionsvorwürfe nehmen kein Ende. Die meisten der
dort
lebenden Inder waren noch nie in Indien. Wieviel Generationen müssen
vergehen,
ehe man gleichberechtigt in seinem Geburtsland als Bürger anerkannt
wird? Was
sollen dagegen die Fijianer gegen die erdrückende Übernahme durch die
fremde
Kultur machen? Sie haben ja nur diese ihre Inseln.



Suva ist ein Regenloch. Die vom Passat herangewehten Wolken bleiben an
den
Bergen hängen und regnen sich ab. Eigentlich ist es gar nicht so
unangenehm,
dass die Sonne nicht so ballert, solange es trocken bleibt. Nach den
dünn
besiedelten Inseln des Pazifiks gibt es hier

wieder das volle Angebot an
Konsumgütern und Fiji ist sicher für westliche
Geldbörsen ein Einkaufsparadies. Obwohl die Offiziellen am ersten Tag
zu uns an
Bord gekommen sind, müssen wir zu drei verschiedenen Behörden noch
einmal
persönlich hin. Dabei sichten wir auch den üppigen Obst- und
Gemüsemarkt. Wie
eine Oase nach langer Strecke durch eine Wüste! Restaurants sind
superbillig,
aber man hat hauptsächlich die Wahl zwischen indischem (für die Kinder
zu
scharf) und chinesischem Essen. Die Menschen sind auffällig gut
gekleidet. Wir
sehen niemanden zerlumpt herumlaufen. Die indischen Frauen in ihren
glitzernden
Gewändern sind eine wahre Augenweide. Es ist eine Woche vor Diwali und
die
Schaufenster sind voll von Prunkstücken. Die weibliche Crew ist hin und
weg und
selbst der Skipper nicht

abgeneigt, für solche
Kleider ein paar Euro springen zu lassen. Die Fijianer
tragen eher Kleider und Hemden in Mustern wie in Polynesien.Hauptgrund
um Suva
anzulaufen, war, dass wir ein australisches Visum beantragen müssen.
Der
Einfachheit halber soll es ein "multiple entry"-Visum sein, denn wir
wollen ja
zwischendurch nach Neuseeland und mitten im indischen Ozean auf dem Weg
nach
Südafrika liegen auch noch ein paar Inseln, die zu Australien gehören.
So
stellen wir uns mit den Einheimischen in eine Schlange und kommen den
ersten Tag
mit einem Stapel voller Papiere, am nächsten Tag nach etlichen Stunden
mit
unseren frisch gedruckten Visa heraus.






In Erinnerung behalten werden wir das Diwali-Fest, das sozusagen das
"Weihnachtsfest" für die Hindus ist. Die Häuser werden mit
Lichterketten
geschmückt, wobei das schönste einen Preis gewinnen kann. Überall
werden Kerzen
aufgestellt und man verteilt Geschenke und spezielle Süßigkeiten. Es
gibt jede
Menge Feuerwerk und man besucht sich an diesem Abend reihum. Wir
guckten uns das
alles vom

Taxi aus an und kamen an
einem Haus auch mit einer Familie kurz ins Gespräch.
Die Häuser konzentrierten sich nicht auf ein Viertel, sondern lagen
mittenmang
von unbeleuchteten. Zu Weihnachten schmücken dann die christlichen
Familien ihre
Grundstücke. So gibt es zweimal im Jahr Grund zu feiern und natürlich
auch zwei
Tage frei.
Touristischerseits besuchen wir das Fiji-Museum, den
Colo-i-Suva-Nationalpark
und das etwas enttäuschende Arts Village in Pacific Harbour. Für
weitere
Entdeckungen bleibt keine Zeit, denn wir wollen endlich in Australien
ankommen
und dort in Ruhe ein Plätzchen zum Bleiben für die Cyclon-Saison
suchen, bevor
wir über Weihnachten nach Neuseeland reisen. Ab Ende Januar sollen die
Kinder in
eine australische Schule gehen.Am 22. Oktober nehmen wir den letzten
langen Törn
in Angriff, der uns zu unserem großen Zwischenziel Australien bringen
soll. Wir
haben das Wetter studiert. 20 Knoten von hinten bei Querwelle. Das
sollte gehen.
Es wird sicher nicht

gemütlich, aber vielleicht
wird es wenigstens eine flotte Fahrt. Änderungen
stehen nicht in Aussicht, soweit die Vorhersagen reichen. Wir melden
uns per
Funk jetzt nicht nur im amerikanischen Pacific Seafarersnet, sondern
auch in der
deutschen Wetterrunde von Winfried, der uns gute Bedingungen bestätigt.
Der Südostwind brachte kalte Luft mit und wir mußten wieder lange
Sachen und
Segelklamotten heraussuchen. An Tills Hochwasser-Hosen konnte man
sehen, wie
viel er inzwischen gewachsen war. Nachts bekamen die Kinder
Fleecedecken und ich
lief zur Erheiterung der restlichen Crew mit Mütze rum. Die Sonne war
nicht mehr
lästig, sondern willkommen und wir genossen es insbesondere vormittags
ausgiebig.



Am zweiten Segeltag hatten wir ein ganz besonderes
Tiererlebnis. Lars war im
Cockpit eingenickt, als plötzlich ein Tölpel auf seinem Bein landete.
Den
Schreck könnt ihr euch sicher vorstellen. Der Vogel rutschte auf den
Steuerseilen unserer
Windsteueranlage herum, um
schließlich eine Etage tiefer auf der Bank Platz zu
nehmen und sich in Ruhe zu putzen, nachdem er uns schön auf unsere
Hölzer und
Seile gekackt hatte. In seiner ungeschickten Art landete er irgendwann
auf dem
Boden des Cockpits hinterm Steuerrad, wo Lars ihn griff und hoch in die
Luft
warf, damit er wegfliegen konnte. Er kehrte noch einmal auf Lars
ausgestreckten
Arm zurück wie ein abgerichteter Adler und die beiden hielten ein
kleines
Schwätzchen.Auch die Australier wollen vorher informiert werden, wenn
man sich
auf dem Seeweg nähert und werden sonst ganz ungnädig. Wir haben schon
von Fiji
aus Bescheid gegeben und sogar noch eine nette
Bestätigungsmail
bekommen. Geschätzter Ankunftstermin: Freitag, 6. November.
Dieser Törn wurde wirklich spannend, denn am Wochenende ankommen,
hieße, 330 $
mehr bezahlen. Anfangs kamen wir recht gut voran, mal mehr und mal
weniger
bequem. Dann wieder schafften wir trotz 20 Knoten Wind nur geringe
Etmale und
sahen unsere Chancen auf rechtzeitige Ankunft schwinden. Dafür brachte
uns ein
nahezu flautiger Tag viele Meilen, da die See platt wie ein Löschteich
war. Als
uns 200 sm vor Coffs Harbour die Gegenströmung packte, war es fast zum
Verzweifeln. Wir hatten uns schon fast Donnerstag Abend ankommen sehen.
Mit der
jetzigen
Geschwindigkeit
würden wir dagegen noch 6 Tage unterwegs sein. Zu allem Unglück
gaben die Australier Sturmwarnungen für das Seegebiet heraus, das wir
durchqueren mussten. Die Windmeldungen änderten sich alle 6 Stunden und
entsprechend mussten wir immer wieder umdisponieren, was für uns das
Beste wäre.
Am Ende konnten wir nur noch auf eine starke Strömung zu unseren
Gunsten hoffen,
die uns rechtzeitig vor Dienstschluß der Behörden ankommen lassen
würde.
Das Glück war uns hold. Nach einer stürmischen, regnerischen Nacht mit
Blitz und
Donner, bei der die Spica trotzdem so ruhig durch die Wellen glitt,
dass die
Kinder nicht das Geringste davon mitbekamen, näherten wir uns der
Küste. 10
Meilen vor dem Hafen schlief der Wind ein und wir motorten durch die
Flaute
unserem Ziel entgegen. Vormittags am 6. November legten wir am Zoll-Kai
an und
zwei nette Beamte kamen kurze Zeit später zu uns an Bord.
Wie es uns in Australien und Neuseeland erging, erfahrt
ihr beim nächsten Mal
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